|  | Im     dänischen Aalborg zeigt das Nordjydlands Kunstmuseum, Kong Christians Allé 50, das ganze     Jahr über Werke des Bildhauers und Graphikers Ernst Barlach. Auch im Danziger Muzeum     Nordowe Gdansk, ul. Torunska 1, sind bis zum 28. März Werke des 1870 in Wedel (Holstein)     geborenen und 1938 in Rostock gestorbenen Künstlers zu sehen. In Güstrow, wo der     Bildhauer, Graphiker und Dichter seit 1910 lebte und arbeitete und wo als erster     Museumsneubau nach der Wende in den neuen Bundesländern ein Ausstellungs- und     Archivgebäude in direkter Nachbarschaft zu Barlachs Atelierhaus errichtet wurde, wird     noch bis zum 11. April eine besondere Ausstellung gezeigt. Aus Anlaß seines 60.     Todestages informiert die 1993 gegründete Barlach-Stiftung über die bewegte Geschichte     der Skulptur "Der Schwebende".
 Ernst Barlach hatte 1927 diese Bronzefigur als Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten     Weltkriegs geschaffen. Der Künstler, der selbst die Schrecken an der Front miterlebt     hatte, wollte mit seinem schwebenden Engel an den Frieden gemahnen und ließ ihn im Dom zu     Güstrow aufhängen. Zehn Jahre später wurde das Mahnmal als "entartete Kunst"     entfernt und eingeschmolzen  zu wenig heldenhaft erschien er den     National
   sozialisten. Die Originalform blieb allerdings erhalten, und so konnte ein     Zweitguß angefertigt werden. Dieser fand 1952 in der Kölner Antoniterkirche einen     würdigen Platz. Von diesem Zweitguß schließlich wurde ein dritter angefertigt, der 1953     im Güstrower Dom eine Heimstatt fand. Glanzstück der Ausstellung in Güstrow ist nun     neben vielen informativen Entwurfszeichnungen der Zweitguß  eine Leihgabe aus     Köln. 
 Immer wieder hat "Der Schwebende" Aufsehen erregt, nicht zuletzt weil sein     Gesicht die Züge von Käthe Kollwitz trägt. Bereits 1927 erkannte Oscar Gehrig in einem     Beitrag für die Mecklenburgische Landes-Universitäts-Gesellschaft: "... Wer dies     herb und groß geformte Antlitz, das allenfalls vergleichbar ist jenen in ihrer Grundform     bezwingenden Köpfen altägyptischer Plastik, einmal richtig gesehen und mit dem inneren     Auge geschaut hat, wird es nie mehr vergessen. Man wird vielleicht auch an den Kopftyp der     bedeutendsten künstlerisch schaffenden Frau, die Deutschland bisher hervorgebracht hat     und die im Grunde ähnlich gestimmt wie Barlach das Leid zeichnerisch gestaltet, im Wesen     erinnert."
 
 Barlach selbst schrieb 1928 an seinen Freund Reinhard Piper: "In den Engel ist mir     das Gesicht von Käthe Kollwitz hineingekommen, ohne daß ich es mir vorgenommen hätte.     Hätte ich sowas gewollt, wäre es wahrscheinlich mißglückt."  Käthe     Kollwitz, die Königsbergerin, war nur ein einziges Mal in Güstrow  am 27. Oktober     1938, zur Trauerfeier für den Freund und Kollegen, den sie sehr bewunderte. hm
 
 
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