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Von Trieben und anderen Torheiten

 
     
 
Absurditätenlehrer", "Windbeutel", "Kopfverdreher", "Tollhäusler" nannte er seine Kollegen, oder besser Konkurrenten in der philosophischen Welt des 19. Jahrhunderts, und meinte Fichte, Hegel oder Schelling. Gehässigkeiten und Sarkasmen aus seiner Feder kennt meistens auch der philosophische Laie, vielleicht auch noch den Titel seines Hauptwerkes - "Die Welt als Wille und Vorstel- lung" -, ansonsten aber ist es mit dem Wissen um Arthur Schopenhauer
eher gering bestellt.

Schon seine Mutter, die erfolgreiche Schriftstellerin Johanna Schopenhauer, beklagte, er sei "überlästig und unerträglich" - sie halte es für "höchst beschwerlich", mit ihm zu leben. Philosophisch Interessierte hingegen mögen Kritikern zustimmen, die über den Denker aus Danzig befanden: "Er gehört zu jenen seltenen Philosophen, die das, was sie entdecken, in einer klaren Sprache mitteilen. So dürfte seine philosophische Prosa mit zum Besten gehören, was sich im vorigen Jahrhundert in Deutschland findet." Geboren am 22. Februar 1788 in Danzig, kam Arthur bereits im zarten Alter von fünf Jahren nach Hamburg, weil der Vater, ein erfolgreicher Kaufmann, es nicht leiden wollte, unter preußischer Herrschaft zu leben. Der Junge liebte seinen Vater, auch wenn dieser von ihm verlangte, ebenfalls den kaufmännischen Beruf zu ergreifen. Der Sohn folgte - wenn auch widerwillig - diesem Wunsch; doch nach dem Freitod des Vaters - Arthur war gerade 18 Jahre alt - erbte er ein großes Vermögen und konnte sich endlich seinen Traum erfüllen. In Göttingen ließ er sich für Medizin einschreiben, in Jena wurde er zum Doktor der Philosophie promoviert. Er habilitierte sich in Berlin, hatte jedoch als Dozent keinen großen Erfolg, so daß er bis zu seinem Tod am 21. September 1860 in Frankfurt/Main als Privatgelehrter und freier Schriftsteller wirkte. Auf dem Hauptfriedhof in der Mainmetropole (Eingang Altes Portal, Eckenheimer Landstraße) fand Arthur Schopenhauer aus Danzig seine letzte Ruhestätte. Was blieb, sind seine oft resignierend klingenden Erkenntnisse: "In der Kindheit stellt sich uns das Leben dar wie eine von weitem gesehene Theaterdekoration, während wir sie im Alter wie aus nächster Entfernung sehen."

Arthur Schopenhauer war wie so viele Philosophen nicht verheiratet. Überhaupt hatte er ein sehr distanziertes Verhältnis Frauen gegenüber. Schon sein "Vorgänger" Immanuel Kant, der Weltweise aus Königsberg, hat so mancherlei Kritisches über das "schwache Geschlecht" geäußert: "Der Mann ist leicht zu erforschen, die Frau verrät ihr Geheimnis nicht; obgleich anderer ihres (wegen ihrer Redseligkeit) schlecht bei ihr verwahrt ist." Oder: "Das Weib wird durch die Ehe frei; der Mann verliert dadurch seine Freiheit." Ketzer behaupten sogar, daß Kants Urteil über Frauen Vorbild war für die Bosheiten, die Nietzsche ("Du gehst zu Frauen? Vergiß die Peitsche nicht") und Schopenhauer zu diesem Thema fanden.

Eine Zusammenstellung mit Erkenntnissen, die der Danziger über Frauen äußerte und niederschrieb, findet sich in dem von Franco Volpi, Professor für Philosophie an der Universität Padua, herausgegebenen Band Die Kunst, mit Frauen umzugehen (Verlag C. H. Beck, München, 110 Seiten, broschiert, 7,90 Euro). "Das niedrig gewachsene, schmalschultrige, breithüftige und kurzbeinige Geschlecht das schöne nennen, konnte nur der vom Geschlechtstrieb umnebelte männliche Intellekt: in diesem Triebe nämlich steckt seine ganze Schönheit", wettert da Schopenhauer. Und: "Heiraten heißt, das Mögliche tun, einander zum Ekel zu werden." Es folgt Bosheit auf Bosheit, doch zum Schluß versöhnt der Herausgeber seine Leserinnen, indem er Schopenhauer zitiert: "Je mehr ich von den Männern sehe, desto weniger mag ich sie leiden. Wenn ich bloß das gleiche auch von den Frauen sagen könnte, wäre alles gut." Peter van Lohuizen

 
     
     
 
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