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Von einer "Instrumentalisierung des Nationalsozialismus zu gegenwärtigen Zwecken" hatte der Schriftsteller Martin Walser 1998 gesprochen - und wurde dafür entsetzlich gescholten. Knapp sieben Jahre später kommt die linksliberale Wochenzeitung Die Zeit vom 23. März nun zu einer ähnlichen Einschätzung wie Walser:

"Das ist der Fluch, der auf der deutschen Vergangenheitsbewältigung ruht. Sie interessiert uns nur insofern, als sich aus ihr Argumente im ideologischen
Grabenkampf der Gegenwart destillieren lassen. Die Nazizeit ist der stärkste Schnaps, den man sich zur eigenen inneren Aufrüstung oder zur Betäubung des Gegners ausschenken kann. Es ist der schlecht verhehlte Charakter fortgesetzten Drogenmißbrauchs, der über allem Umgang mit der NS-Vergangenheit liegt, der den gegenwärtigen Exzeß so widerwärtig macht."

 

Der SPD-Innenpolitikexperte Dieter Wiefelspütz fordert in der Frankfurter Rundschau vom 29. März eine Ausweitung der Anti-Terror-Gesetze der Regierung:

"Ich befürworte einen direkten Zugriff der Nachrichtendienste auf Konten und will erreichen, daß Reisedaten von den Diensten leichter abgefragt werden können."

 

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte kritisiert das von Rot-Grün geplante (Gesundheits-) Präventionsgesetz. Der Präsident des Verbandes, Wolfram Hartmann, sieht die ärztliche Versorgung von Kindern in Gefahr:

"Jedes fünfte Kind in Deutschland ist heute entwicklungsgestört. Körperliche Erkrankungen, Sucht, Verhaltens- und Lernstörungen nehmen zu. Wenn es uns nicht gelingt, diese Lebensumstände zu verbessern, werden Generationen von kranken Erwachsenen heranwachsen, für die jede Präventionsmaßnahme zu spät kommt. Gleichzeitig ist empirisch nachgewiesen, daß sozial benachteiligte Familien sehr wohl vorbeugende Gesundheitsberatung nachfragen."

 

Fremde Feder

Dienste frei zu leisten solle

in Europa möglich sein,

so zumindest will s der olle

Frits von Bolkenkuckucksstein.

Allerdings mit Blick auf Wahlen,

Plebiszite und primär

ein Gewirr von roten Zahlen

legten sich gar manche quer.

Denn die Freiheit, die gemeinte,

fördert Billigkonkurrenz,

und Europa, das vereinte,

reagiert mit Vehemenz:

Wehret dieser Armutsfalle,

riefen Schröder und Chirac,

die Gewerkschaftsbosse alle,

Menschenrechtler und Attac!

Seht, wie nun sie triumphieren:

Abgewendet ist die Last,

neu muß Bolke richtlininieren,

bis die Freiheit endlich paßt.

Aber merken nicht die Helden,

daß sie Fremdgefieder schmückt?

Was sie stolz als Sieg vermelden,

hat wer andrer durchgedrückt:

Billigdienste nämlich wären

auch fürs Gunstgewerbe trist,

das in Brüssels hohen Sphären

still die stärkste Lobby ist!

Das Metier vom Horizonte

hätt mit Streik sich leicht getan -

Frust, den nur verhindern konnte

dieser Strich durch Bolkes Plan.

Gonzalo de Braganza
 
     
     
 
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