|  | Was sich an diesem Wochenende im Berliner     "Forum-Hotel" abspielt, wird nach Auffassung der Initiatoren Geschichte machen      als Geburtsstunde der ersten bürgerlichen Partei seit den frühen sechziger     Jahren, die sich erfolgreich neben Union und FDP plaziert. Dort, am legendären     Alexanderplatz, schließen sich der Bund Freier Bürger  (BFB) des Euro-Kritikers Manfred     Brunner und die erst im Dezember gegründete "Offensive für Deutschland" unter     Führung des einstigen FDP-Politikers Heiner Kappel zusammen. 
 Die neue Partei will eine Alternative für nationalliberale und konservative Bürger     sein, die sich vom Linkstrend der CDU und der FDP überrollt fühlten, die den "Muff     und die Stagnation" (Kappel) überwinden wollen, der "Politik und Wirtschaft     gleichermaßen lähmt".
 
 Den Vorwurf, nur wieder eine neue Splittergruppe aus der Taufe zu heben, weist Heiner     Kappel energisch zurück. Dagegen spräche allein schon     die Mitgliederentwicklung beider Organisationen: Erst Mitte Dezember 1997 gegründet,     verfüge die "Offensive" schon jetzt über mehr als 1500 Mitstreiter. "Die     Dynamik der letzten Tage ist äußerst ermutigend. Überall entstehen Kreisverbände. Wo     wir auch aufkreuzen und Versammlungen abhalten, müssen wir zusätzlich Stühle in den     Saal schleppen, weil es hinten und vorne nicht reicht bei dem Andrang", so Kappel.
 
 In seinem hessischen Heimatort Bad Soden seien ihm allein 30 der ehemals 60 FDPler in     die "Offensive" gefolgt  und zwar die aktivsten. Ein stolzes Ergebnis in     einer Stadt von bloß etwa 20 000 Einwohnern, die ob Heiner Kappels nationalliberalem     Kurs eine Hochburg der Freidemokraten war: Bei Bundes- und Landtagswahlen lagen die     Blaugelben regelmäßig bei rund 20 Prozent.
 
 Auch Manfred Brunners BFB verzeichnete in jüngster Zeit deutlichen Zulauf. Auf circa     2000 Mitglieder hat der Bund sein Potential seit vergangenem Sommer glatt verdoppelt.     Nennenswerte Wahlerfolge waren im Alleingang indes nicht zu erzielen. Das soll sich     ändern: "Zum Jahresende rechne ich mit 10 000 Mitgliedern" für die neue     Gesamtpartei, gibt sich Heiner Kappel optimistisch.
 
 Erstaunlich angesichts früherer Erfahrungen mit Parteigründungen bzw.     Zusammenschlüssen mutet die außerordentliche Harmonie an, in der sich die Fusion zu     vollziehen scheint. War man bislang an Postenjägerei und grenzenlose Eitelkeiten und     Intrigen unter den Vorsitzaspiranten auch noch so kleiner Grüppchen gewöhnt, verstehen     sich Kappel und Brunner offenbar auf Anhieb: Geht es nach den beiden, so würde der     bisherige BFB-Vorsitzende auch die neue Partei anführen, während der als     "Arbeitstier" bekannte Heiner Kappel den Posten des Generalsekretärs bekleiden     soll. So macht letzerer denn auch gleich klar, wen er nicht in der Partei haben will:     "Postenjäger, politische Hasenfüße und notorische Quertreiber". Ein jeder     solle allein der Sache dienen, und das wollen er und Brunner gleich an der Spitze     vormachen.
 
 Zu den Wahlchancen zum Bundestag im September befragt, meint Heiner Kappel     selbstbewußt: "Wenn die Chancen nicht derart gut stünden, dann wäre ich gar nicht     erst angetreten." Es werde angestrebt, mit der mitteldeutschen DSU ein     Unterstützungsabkommen zu erzielen, das weitere Schlagkraft brächte.
 
 Daß er die Bonner Koalition schwäche zugunsten von Rot-Grün, will Kappel nicht     gelten lassen: Rot-Grün solle auf jeden Fall verhindert werden. Doch als     Koalitionspartner der CDU/CSU wolle "BFB  Die Offensive für Deutschland"     den konservativen Flügel der Union um Innenminister Kanther etwa stützen "und     nicht, wie die FDP oder die Leute um Geißler und Süssmuth, die Koalition immer weiter     nach links drücken".
 
 Geistige Freiheit, das freie Wort und freies Denken sollten statt dessen für     Deutschland wieder errungen werden. Es müsse endlich wieder die Wahrheit gesagt werden     dürfen, so Kappel. Gerade für Vertriebene heiße dies auch, daß neben der historischen     Schuld von Deutschen auch die anderer gesehen und beim Namen genannt werden müsse.     "Ein einseitiger Kotau ist keine Grundlage für ein freundschaftliches Miteinander in     Europa", in dem weitere Belastungen für Deutschland (wie Euro, Rekord-Zuwanderung     oder überzogene Zahlungen an die Nachbarn) ohnehin dringend einer Korrektur bedürften.     Elisa Wachtner
 
 
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