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          Rund 15 bis 20     Ausländer umringten den 17jährigen Deutschen. Aufgrund seines Kurzhaarschnitts hielten     sie ihn für einen Skinhead. Mit letzter Not konnte er sich in einen Kiosk flüchten.     Seinem Zwillingsbruder, der ihm zu Hilfe geeilt war, gelang das nicht: Nach Angaben der     Polizei schlugen einige der Gewalttäter ihn mit Steinen auf den Kopf und den Körper. Als     er bereits am Boden lag, beschossen andere ihn laut Augenzeugen noch mit einer Gaspistole   .
       Dies berichtete kürzlich das "Westfalenblatt" mit Berufung auf den     "Hellweger Anzeiger", einem kleinen Lokalblatt aus der Nähe des Ruhrgebiets.     Schon im nahegelegenen Dortmund war dies den Medien nach Angaben des     "Westfalenblattes" nur noch einen Fünfzeiler wert. Wie die Zeitung weiter     berichtet, haben sich unterdessen Hinweise verdichtet, daß die ausländischen Täter     immer wieder Jagd auf Deutsche mit einem bestimmten Aussehen machen. Dies sei absolut kein     Einzelfall in Deutschland.
       Kein Zweifel: Hätte es sich bei den 15 bis 20 Gewalttätern um Deutsche gehandelt, die     Jagd machten auf Menschen mit einem bestimmten, ausländischen Aussehen, hätten     kurzhaarige Deutsche mit Steinen auf einen Ausländer eingeschlagen und ihn, als er     bereits am Boden lag, noch mit einer Gaspistole beschossen  wir hätten es alle aus     den TV-Nachrichten, sämtlichen überregionalen Zeitungen und den Morgennachrichten     sämtlicher Radiosender erfahren.
       Aber es war nur ein Deutscher, der von Ausländern wegen seines Aussehens überfallen     wurde. Das rührt die Republik nicht. Man will ja auch keine "falschen Gefühle     wecken", gar einer "ausländerfeindlichen Stimmung" Vorschub leisten.
       Gegen die "richtigen" Gefühle haben die nackten Fakten seit Monaten ohnedies     keine Chance mehr. Eine "Welle rechtsradikaler Gewalt" schwappe über     Deutschland, hören die Deutschen seit Ende Juli fast täglich. Täter sind     "rechte" Deutsche, Opfer sind Ausländer und Linke. Die Zahlen von     Verfassungsschutz und Bundeskriminalamt sagen etwas anderes: Für die erste Jahreshälfte     2000 verbuchten die Behörden 330 Taten mit rechtsextremem Hintergrund, denen im gleichen     Zeitraum 402 mit linksextremem Motiv gegenüberstanden. Dabei werden Überfälle von     Deutschen, die so vernagelt sind, Ausländer wegen ihres andersartigen Aussehens     anzugreifen, wie selbstverständlich als "rechtsradikal" mitgezählt. Verbrechen     wie das eingangs geschilderte verschwinden hingegen als "gewöhnliche"     Jugendkriminalität in der allgemeinen Statistik.
       Die Zahlen der rechtsextremistischen Gewaltverbrechen, darauf wies das     nordrhein-westfälische Innenministerium schon im August hin, gehen überdies seit Mitte     der 90er Jahre kontinuierlich zurück (wir berichteten). Dies gilt auch für den Vergleich     1999 zu 2000.
       Eine andere Zahl läßt den "Aufstand der Anständigen gegen rechte Gewalt"     noch heuchlerischer erscheinen: Im Jahre 1999 verzeichnete das BKA insgesamt 388 000     Gewaltverbrechen in Deutschland. Die links- bzw. rechtsextrem motivierten Taten machen     jeweils rund 0,2 Prozent aus (der Anteil ausländischer Tatverdächtiger liegt bei gut 30     Prozent, bei einem Gesamtbevölkerungsanteil von knapp zehn Prozent).
       Was wollen die "Anständigen" dann? Der S-Bahn-Anschlag von Düsseldorf war     angeblich der Auslöser der Kampagne. Doch hier gehen die Ermittlungen unterdessen     hauptsächlich in Richtung Organisierte Kriminalität, Stichwort Russen-Mafia, wie die     zuständigen Beamten bereits eingeräumt haben. Von "Rechtsradikalen" keine     | 
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