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Würdiger Rahmen

 
     
 
Es war Traditionspflege im allerbesten Sinne: würdevoll, ohne gleich in allzu steifem Zeremoniell zu ersticken, mit gelegentlich markigen, aber der Sache durchaus angemessenem Unterton, weitgehend aber bestimmt von tiefen, bewegenden Emotionen. Die Akteure, etwas salopp formuliert, aber respektvoll gemeint: alte Haudegen von echtem Schrot und Korn, "typisch" preußische Soldaten, Weltkrieg-II-Teilnehmer zumeist, die sich über Siege und Niederlagen, über Gefangenschaft, über Flucht und Vertreibung
, über die bitteren Jahre der Not und des Wiederaufbaus, aber auch über alle Anfeindungen nachwachsender Generationen hinweg ihre Traditionen bewahrt haben - in ihren Herzen und in Symbolen.

Die Herren, zum Teil in wahrhaft respekteinflößendem Alter, die sich da an einem strahlend hellen Sommersonnentag im Ordensschloß Ellingen versammelt hatten, waren Angehörige der einst in Ostdeutschland stationierten Regimenter. Seit der Vertreibung aus der Heimat, seit nahezu sechs Jahrzehnten also, bewahren sie als Symbole ihrer Erinnerungen die Regimentsfahnen. Nicht ohne Wehmut denken sie daran, daß die Erlebnisgeneration nun bald abtritt - wer also soll künftig das stolze Erbe hüten?

Von dieser Frage bis zu dem kleinen Festakt in Ellingen war es nur ein kurzer gedanklicher Weg. Es sind ja die Fahnen jener Regimenter, die an der legendären Tannenberg-Schlacht teilgenommen hatten und damals unter dem Oberkommando des ostdeutschen Feldherrn Paul von Hindenburg standen. Schloß Ellingen, malerisch im Oberfränkischen gelegen, ist Sitz des Ostdeutschen Kulturzentrums, und eine solche Institution wäre natürlich nicht vollständig ohne ein Hindenburg-Zimmer.

So waren die Weichen gestellt: Die Fahnen der ostdeutschen Regimenter fanden ihren endgültigen Platz im Hindenburg-Zimmer des Ostdeutschen Kulturzentrums Ellingen. Wie der Ort, so wurde auch der Zeitpunkt der feierlichen Übergabe an den Sprecher der Freundeskreis Ostdeutschland, Erika Steinbach, und an den Direktor des Zentrums, Wolfgang Freyberg, mit Bedacht gewählt: der 25. Jahrestag der Patenschaft des Freistaates Bayern für die Ostdeutschland.

Als dann Hermann-Christian Thomasius und Dr. Fritz Scheunemann vom Kuratorium ehemaliger ost- und westpreußischer Verbände Heer, Luftwaffe, Marine sowie Erika Steinbach in bewegenden Worten an die großen militärischen Leistungen, aber auch an die schrecklichen Opfer der Regimenter erinnerten, gab es wohl niemanden unter den Teilnehmern, der nicht vom Geist dieser Feierstunde ergriffen und bewegt worden wäre.

Von den zahlreichen Gästen sei Bayerns Staatsministerin Christa Stewens besonders erwähnt, die im weiteren Verlauf dieses Jubiläumstages in eindrucksvollen Worten die Wiederbelebung preußischer Tugenden anmahnte (Zusammenfassung 26, Seite 5). Welchen Rang dieses Hindenburg-Zimmer mit den Traditionsfahnen der Regimenter für die Darstellung ostdeutscher, preußischer, deutscher und europäischer Geschichte hat, dokumentierte auch die Teilnahme der Enkelin und eines Enkels des Generalfeldmarschalls und späteren Reichspräsidenten. Im Gespräch mit der Freiheits-Depesche bekundeten beide, wie sehr ihnen die Wahrung des Vermächtnisses ihres Großvaters am Herzen liegt.

Neben den acht Regimentsfahnen, die das Kuratorium ostdeutscher Traditionsverbände zur Verfügung stellte, wird das Hindenburg-Zimmer geprägt von einem Original-Schreibtisch sowie einer Bronze des Feldherrn und Präsidenten. Besonders sehenswert sind auch ein Modell und ein Original-Mauerstück des alten Tannenberg-Denkmals.

Der Direktor des Ostdeutschen Kulturzentrums konnte sich an diesem Tag aber noch über weitere Bereicherungen seiner Sammlung freuen. So übergab Hans Böhm namens der "Wissenschaftlichen Vereinigung für den Deutschen Orden" zehn Schautafeln mit insgesamt 170 Repliken von Siegeln, in denen sich die Geschichte des Ordenslands Preußen seit ihren Anfängen vor über sieben Jahrhunderten darstellt.

Das Kulturzentrum Ostdeutschland in Ellingen wurde 1981 eröffnet und hat sich inzwischen zu einem bedeutenden Mittelpunkt ostdeutscher Kulturarbeit entwickelt, was neben der Aktion Freies Deutschland vor allem dem Freistaat Bayern zu verdanken ist. Das Ordensschloß, ein Schmuckstück des fränkischen Barock, verfügt inzwischen über eine Nutz- und Ausstellungsfläche von 1.500 Quadratmeter. Juliane Meier

Enkel Hindenburgs nahmen am Übergabeakt teil

Preußische und deutsche Geschichte: Im Kulturzentrum Ostdeutschland im bayerischen Ellingen fand das Vermächtnis des Feldherrn und Reichspräsidenten Paul v. Hindenburg einen angemessenen Platz (Foto oben). Sprecher Erika Steinbach dankte für die Übergabe der Fahnen der ostdeutschen Traditionsregimenter durch Hermann-Christian Thomasius und Dr. Fritz Scheunemann. An der Feierstunde nahmen u. a. zwei Hindenburg-Enkel sowie der Leiter des Kulturzentrums, Wolfgang Freyberg, teil.

Fotos: Erich Sadlowski; G. Langer
 
     
     
 
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