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Am Ende seiner Amtszeit warnte der US-amerikanische General a. D. und Präsident Dwight D. Eisenhower vor dem Moloch des "Militärisch-Industriellen Komplexes" der USA, der sich im Schatten der Administration zum eigentlichen Taktgeber für die Politik entwickelt hatte. Der "MIK" wie der Komplex verkürzt heißt, der sich in dieser Form zuerst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte, hatte aber seine Verwurzelung bereits unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg
gefunden, als man in den USA über eine tragfähige Strategie zur Durchsetzung der Außenpolitik und der Geostrategie außerhalb der Administration nachzudenken begann. Politik zur Sicherung des "Busineß", des Geschäftes, des Freihandels, wie man heute sagt, lag dem zugrunde. Man fand diese Strategie am Ende der zwanziger Jahre im vorigen Jahrhundert, als man sich den Vorstellungen näherte, die Julio Douhet an der Seite des Industriellen Caproni entwickelte. Als dominierendes Instrument der Kriege wurde hier eine übermächtige Luftflotte ins böse Kriegsspiel gebracht, die man heute als fernwirkendes Waffensystem klassifizieren würde, um im Hinterland demoralisierend vor allem auf die Zivilbevölkerung mit schweren Luftschlägen einwirken zu können. Damit sollten schließlich Kriege entschieden werden. Diese von den Mitteleuropäern abgelehnte Strategie ist, Hiroshima, Nakasaki, Dresden und der Kosovokrieg zeigen es an, bis heute das Element der Kriege, die Washington führt.

Diese Strategie brauchte hochgereifte und motivierte Militärs, sie setzte schon damals und noch mehr heute die Verknüpfung von Staat und Wirtschaft voraus. So lieferten die Militärakademien fähige Militärs und die Wirtschaft begann, qualitativ hochwertige Kampfmittel zu entwickeln. Es war ein weiter Weg vom Flugzeug-Mutterschiff "Saratoga" und der dazu gehörenden Angriffsflotte bis zur Armada der Flugzeugträger der "Nimitz"-Klasse für alle Weltmeere. Ein weiter Weg von der Boeing-"Monomail" über die "Superfestung" Boeing B 29 zum Stealth-Bomber B 2. Qualitativ hochwertige und quantitativ ausreichende Waffensysteme zur Führung weltweiter Kriege um die Durchsetzung des "American way of life". Aus geheimen und seltenen Waffen wurden Systeme für den Tagesbedarf. Kleine und große Kriege wurden zum Experimentierfeld stetiger Vervollkommnung und Neuentwicklung. Was die "unsichtbare Hand des Marktes" braucht, wird bereitgestellt.

So führten die Erfahrungen des Kosovo-Krieges zu einem weiteren Anschub, fernwirkende Waffen mit hoher, sicherer Funktionalität zu entwickeln und vorhandene Systeme entwicklungsmäßig auszureizen, bei der mitwirkende Menschen weitestgehend ausgeschlossen sind. Dazu gehören auch Selbstvernichtungssysteme, damit ein Desaster wie bei dem Absturz einer F 117 im Kosovo-Krieg sich nicht wiederholen kann.

Für die Entwicklung solcher Systeme und ihrer technologisch-anwendungsmäßigen Verknüpfung mit den heutigen Möglichkeiten braucht man ausreichende, nicht zu störende Ressourcen, eine materielle Basis, Milliarden und Abermilliarden Dollar und Zeit. Vor allem Zeit. Und man muß langfristige Ziele zur Durchsetzung seiner Stellung als "einzige Weltmacht" haben, wie man dies unter anderem bei Zbigniew Brzezinski nachlesen kann, und die ideologische Vorbereitung, wie sie bei Huntington nachlesbar ist. Die Entwicklung einer Waffe zur feldmäßigen Anwendung im geplanten Kriegstheater (man denke hier an Carl von Clausewitz), dauerte bis 1930 etwa fünf Jahre. Ab 1930 bis 1950 etwa verlängerte sich der Entwicklungszeitraum auf um die zehn Jahre. Von da an schießt der Zeitrahmen von der Idee zur Realität auf 20 bis mehr als 30 Jahre in die Höhe.

Eine Ursache hierfür ist die Komplexität, in der Waffen und Waffensysteme miteinander verknüpft werden. Als ein Ansatz der Militärforschung ist die Verknüpfung von Mensch und Maschine, die Symbiose von Gehirn und Computer zu nennen, deren Grundlagen vor nunmehr 40 Jahren in Angriff genommen wurden. Im Kriegstheater von Bürgerkriegen, die heute und in der überschaubaren Zukunft die gleiche Bedeutung wie Großkriege haben, werden zur Absicherung von Weltmachtgelüsten geheime und seltene Waffen mit einem zeitlichen Vorlauf von bis zu zehn Jahren eingesetzt – natürlich von dem, der sie hat. Hier findet auch die engste Verbindung von weichen und harten Systemen statt, die den psychologischen Krieg ebenfalls auf eine neue Höhe heben. Natürlich kann dies alles nur in Angriff nehmen, wer nahezu unerschöpfliche Mittel hat. Die Hand des Marktes schießt vor, schafft dafür aber auch die Voraussetzungen für den Absatz.

Wer in diesem Jahrhundert Kriege und Bürgerkriege zur Erreichung geostrategischer Ziele führen will oder meint, irgendwann irgendeinen Gegner zu haben, muß für die Vorbereitung einen langen Atem haben, denn die Kriege werden von Politikern einer anderen Generation mit den Waffensystemen geführt, die heute in Entwicklung stehen. Willi Fehling

 
     
     
 
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