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Enttäuschung breitet sich aus

 
     
 
"Sie ging mit einem Berg schwanger und gebar eine Maus!" Dieses in Südosteuropa verbreitete Sprichwort beschreibt heute am besten die Enttäuschung, die sich mit Blick auf die Verheißungen der Nato für die Balkanbewohner für die Zeit nac dem Krieg gegen Jugoslawien ausbreitet. Danach sollte durch einen neue "Marshallplan" die wirtschaftliche Rückständigkeit der Region überwunden un ihren Ländern die Möglichkeit verschafft werden, den Anschluß an Westeuropa zu finde und sich an dem Prozeß der europäischen Einigung zu beteiligen. Das war der versprochen Preis für ihre Mitwirkung am Krieg gegen Jugoslawien.

Übrig geblieben ist davon die Anerkennung der Europäischen Union
(EU), daß es ohn Osteuropa keine europäische Vereinigung geben kann. Nicht ohne Bedeutung ist auch die Bekräftigung dieses Versprechens durch den Nato-Gipfel in Sarajewo Ende Juli. Nur, de Winter steht bevor. Als einziger Staat hat bisher Albanien ein Darlehen von umgerechne rund 75 Millionen Mark von der Weltbank, hauptsächlich für den Aufbau seine Infrastruktur, erhalten.

Noch viel ernster ist die Lage in Mazedonien. Ministerpräsident Georgiewski klagt daß die Pariser Internationale Konferenz vom Mai seinem Land Kredite von gut 45 Millionen Mark zugesichert habe, um den Kriegsschäden zu begegnen. Bisher erhielt abe Skopje nur etwa zehn Millionen Mark von den USA und doppelt soviel von der EU Georgiewski: "Wenn wir bis September keine Hilfe erhalten, werden wir mit eine schweren Krise konfrontiert. Wir dürfen die Gefahr eines sozialen Zusammenbruchs de Staates nicht unterschätzen, der die heutige Akzeptanz seiner Bevölkerungsteil (Bulgaren, Slawen, Albaner, Roma u. a.) ablösen wird."

In Sarajewo ist Jugoslawien von jeder Hilfe ausgeschlossen worden, solange Milos?evic an der Macht bleibt. In allen südosteuropäischen Hauptstädten fragt man sich aber, wi unter dieser Prämisse der wirtschaftliche Aufbau der Region vorangehen soll. De Handelsaustausch zwischen Rumänien, Bulgarien und Mazedonien einerseits und Jugoslawie andererseits beträgt im Durchschnitt 20 Prozent des jeweiligen nationalen Außenhandels Durch seine Zerstörung ist Jugoslawien nunmehr für alle seine Nachbarn als Mark ausgeschaltet. Wo sollen neue Kunden für diese Länder gefunden werden?

Die Frage erhält eine zusätzliche Qualität, wenn berücksichtigt wird, daß vor de Krieg der Handelsverkehr Mazedoniens und Bulgariens mit Zentral- und Westeuropa übe jugoslawische Straßen und über die Donau erfolgte. Die Zerstörung der Brücken mach nun diesen Weg unpassierbar. Der Warenverkehr muß jetzt über Rumänien erfolgen, was die Transportkosten um mehr als ein Fünftel erhöht, abgesehen davon, daß leich verderbliche Waren wegen der längeren Transportzeit gar nicht mehr ausgeführt werde können.

Noch sprechen Nato und EU nur von einer weitreichenden Autonomie des Kosovo innerhal Restjugoslawiens, aber die Entwicklung scheint auf eine Anerkennung de Selbstbestimmungsrechts für die Kosovaren hinauszulaufen. Von der Unabhängigkeit Kosovo bis zu seinem Anschluß an Albanien ist dann der Weg kurz.

Diese beim heutigen Stand der Dinge wohl sichere Perspektive könnte das End Mazedoniens heraufbeschwören. Der Sog eines um das Kosovo erweiterten Albaniens dürft die von Albanern bewohnten Westprovinzen des kleinen Landes mit sich reißen und Bulgarie kaum eine andere Wahl lassen, als den Rest zu kassieren – mit allen sich darau ergebenden Folgen für das gesamte Südosteuropa
Gregor M. Manousakis


 
     
     
 
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