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Für weite Kreise unseres Volks findet keine Erziehung im üblichen Sinne mehr statt

 
     
 
Viele Handwerksmeister, die Lehrlinge ausbilden, schimpfen auf die Schule. Sie werfen insbesondere den Hauptschullehrern vor, ihren Schülern nich ordentlich Rechnen, Lesen und Schreiben und vor allem kein ordentliches Benehme beizubringen. Diese Handwerksmeister leben zum größten Teil in bürgerliche Verhältnissen, in denen die alten Erziehungsprinzipien wie Ordnung, Fleiß Pünktlichkeit
, Sauberkeit, ja und auch Gehorsam noch etwas gelten. Viele diese Schulkritiker können sich offensichtlich gar nicht vorstellen, wie weitgehend in viele Schichten unserer Bevölkerung die Eltern vor der Erziehungsaufgabe kapituliert haben.

Das hat mit der 68er-Studentenrevolution begonnen, wo man meinte, kleine Kinder in absoluter "Freiheit" und "Selbstbestimmung" aufwachsen lassen zu müssen. Obgleich die 68er-Bewegung sich längst totgelaufen hat, haben sich jen verrückten Erziehungsideale gerade in die Köpfe schlichter Menschen eingeschlichen.

Es ist ja zunächst viel leichter, sich mit dem Kind nicht täglich auseinandersetze zu müssen, sondern ihm seinen Willen zu lassen. Es ist auch bequemer, die Kinder vor die "Glotze" zu setzen, nur damit man ihr Quengeln nicht ertragen muß Selbstverständlich kontrolliert man dabei auch nicht, was die Kleinen sich da währen ihrer Kindheit und Jugend so alles "hineinziehen". Obendrauf setzt man dann noc auf die große Nachgiebigkeit bei allen Konsumwünschen des Nachwuchses. Man selbs konsumiert auch mit Lust. Da ist es doch logisch, wenn man den anspruchsvollen Zöglinge möglichst viele Wünsche erfüllt, und seien sie noch so inhaltsleer, von Werbung un Medien den unkritischen kindlichen Gemütern als wahre Bedürfnisse vorgegaukelt.

Erziehung im klassischen Sinne findet in weiten Teilen unserer Bevölkerung nicht meh statt. Anders ausgedrückt, der Nachwuchs wird nicht mehr darauf trainiert, sich in ei soziales Umfeld einzupassen, seine eigenen Bedürfnisse nur in dem Rahmen verwirklichen zu können, in dem die Interessen der anderen nicht verletzt werden. Junge Mütte diskutieren gegenwärtig bereits darüber, ob sie ihre Drei- bis Vierjährigen in bestimmte Kindergärten geben sollen. Die Kleinen seien dort bereits so gewalttätig, da die Kindergärtnerinnen mit ihnen nicht mehr fertig würden. Grundschullehrerinne beklagen sich massenweise, daß Erstkläßler ohne jede Zurückhaltung in der Klass herumtoben, nicht zu bändigen sind und die ungeduldig werdende Lehrerin mi "Fo..." titulieren. Selbstverständlich gibt es für derartiges Verhalten kein Strafen mehr, sondern nur die Weisung der (vom 68er-Geist geprägten?) Kultusverwaltung solche Entgleisungen "pädagogisch" abzufangen.

In der Hauptschule sammeln sich zu einem großen Teil die nicht erzogenen und kaum noc erziehbaren Kinder. Sie werden von den doch angeblich auf dem modernsten pädagogische Stand befindlichen Gesamtschulen nicht aufgenommen, weil sie nicht meh "integrierbar" sind. Wie sollten sich Hauptschullehrer, die keinerlei ernsthaft Gegenmaßnahmen gegen die Ausfälle ihrer Schüler mehr treffen dürfen, gegen die dauernden massiven Störungen durchsetzen? Wie sollen Sie in ihren Klassen ernsthaft Lerndisziplin durchsetzen?

Natürlich sind nicht alle Hauptschüler in einer derartig unbeherrschbaren Verfassung Aber die starke Minderheit, die fast in jeder Hauptschulklasse anzutreffen ist, diktier mit ihren dauernden Störungen des Unterrichts das Geschehen im Klassenraum. Wenn die nicht mehr erziehbaren jungen Leute die Schule verlassen, haben Sie selbstverständlic die Kulturtechniken nicht mitbekommen. Sie sind Frustrierte, die für sich in de Leistungsgesellschaft keine Chance sehen.

Zum Glück finden viele junge Menschen, denen die Hauptschule die elterliche Erziehungsdefizite nicht ausgleichen konnte, ihren Weg in die handwerklich Berufsausbildung. Dort herrscht noch Zucht und Ordnung. Dies bekommt gerade auch de sozialen "Wackelkandidaten" hervorragend. Noch mehr: Viele fühlen sich da erste Mal in ihrem Leben ernst genommen und menschlich eingebunden. Die kleinbetrieblich Kameradschaft trägt sie, sie fühlen sich wohl. Insofern leistet das Handwerk für eine Teil seiner Lehrlinge sehr wirksame Sozialarbeit. Die Frage ist jedoch: Können wir die Eltern wieder dazu bringen, ihre Kinder nach vernünftigen Wertmaßstäben zu erziehen Bei den sozial anfälligen Schichten unserer Bevölkerung führt sicher oft die Berufstätigkeit beider Eltern zur Vernachlässigung der Kinder. Man kann andererseits in dieser Konsumgesellschaft gerade den Familien, die am unteren Rand der Einkommensskal stehen, nicht verdenken, daß sie versuchen, durch die Arbeit beider Elternteile sic ihren Teil aus dem Kuchen herauszuschneiden.

Es scheint, daß es an der Zeit ist, die Hauptschule nicht einfach wegen ihre schlechten Lernergebnisse zu beschimpfen, sondern sie als echte Auffangstation für sozia angeschlagene Kinder neu zu organisieren. Gerade das Handwerk mit seinen vielfältige positiven Erfahrungen, die es auch mit gescheiterten Hauptschülern gemacht hat, könnt hier Anregungen geben und zeigen, wie man die jungen Menschen auch in heutigen Zeiten noc "packen" kann. Peter Kober

 
     
     
 
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