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Kammersängerin Hilde Zadek

 
     
 
Zehn Jahre scheinen wie ein Tag, wenn es um Veränderungen im Leben, besser im gelebten Alltag der Hilde Zadek geht. Das Bild aus der Erinnerung an die Zeit um ihren 75. Geburtstag ist unverändert, der Tag weiterhin mehr als ausgeschöpft, der Sänger-Nachwuchs dankbar für eine leidenschaftliche Pädagogin. Am kommenden Sonntag vollendet sie das 85. Lebensjahr.

Längst hat die einst gefeierte Sopranistin die Seiten gewechselt, das berufliche Arbeitsfeld betreffend. Somit blieb die Musik ihr Motor, ein sie immer begleitender Moment. Und wenn die aktuellen heutigen Inszenierungen in der Oper oder am Theater zum Großteil auch nicht mehr ihre Welt sind, so hält sie es aber für wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Bis 1971 war die Professorin auf den größten Opernbühnen zu Hause. 25 Jahre gehörte sie zum Ensemble der Wiener Staatsoper, die ihr künstlerische Heimat war und deren Ehrenmitglied sie heute ist.

Schon als kleines Mädchen habe sie gern Sängerinnen kopiert, erinnert sich die Tochter einer jüdische
n Kaufmannsfamilie, die 1920 von Bromberg nach Stettin zog. Im Alter von 17 Jahren wanderte Hilde Zadek nach Palästina aus. Sie arbeitete als Säuglingsschwester, eröffnete später ein Kinderschuhgeschäft. Nebenbei studierte sie Gesang bei der berühmten Rose Pauly in Jerusalem. Dort habe sie bei einer Yogalehrerin, der Ehefrau des Komponisten Josef Tal, den richtigen Umgang mit Stimme, Atem und Körper gelernt.

1945 aus der Emigration zurück-gekehrt, setzte Hilde Zadek ihre Ausbildung in Zürich bei Konzertsängerin Ria Ginster fort. Sie sparte eifrig fürs Studium und Opernbesuche. In Wien, ihrem lang- jährigen Zuhause, kam es zu einem kometenhaften Aufstieg an der Staatsoper. Innerhalb weniger Tage übernahm sie im Februar 1947 Guiseppe Verdis Titelpartie, die Aida - ohne ein Wort italienisch zu sprechen, ohne dramatische Schulung, aber unterstützt von der verehrten Kollegin Elisabeth Höngen. Der Sprung ins kalte Wasser brachte das sensationelle Debüt, die Aida entwickelte sich zur Rolle ihres Lebens.

Die Sopranistin wurde in Wien und auch international ein Star. Neben Strauß- und Wagner-Opern konnte sie insbesondere in Mo-zart-Rollen (Pamina in "Die Zauberflöte", die Gräfin in "Figaros Hochzeit") ihre von tiefer Musikalität geprägte Stimme einsetzen. Auch bei Festspielen wie in Salzburg oder Edinburgh wurde sie gefeiert. Seit fast vierzig Jahren widmet sie sich nun dem Sänger- nachwuchs. Ihre pädagogische Tätigkeit begann am Wiener Konservatorium, wo sie 1964 die Leitung der Vokal-Abteilung übernahm. Unterrichten wurde zur Leidenschaft. Inzwischen sind bereits mehrere ihrer Schüler in ihre Fußstapfen getreten. Eine Hilde-Zadek-Stiftung unterstützt junge und begabte Sänger.

Fast kein Tag vergeht ohne einen Grund zur Freude über ihre Schützlinge, beispielsweise den österreichischen Bariton Georg Nigl. Im Oktober gab sie einen Meisterkurs in Jerusalem. Ihre Erfahrung ist gefragt. Fünf Jahre wolle sie schon noch unterrichten.

Woher nimmt sie die Kraft? "Wir sind eine gute Generation. Dadurch, daß wir durch eine so schwere Zeit gegangen sind, haben wir Kraft bekommen. Ich fühle mich keinen Tag älter als 60." Man staunt und glaubt s der humorvollen Jubilarin, die ihren unglaublichen 85. Geburtstag im kleinen Kreis in Wien feiern wird.

Ihr Lebensweg, gezeichnet von Mut, Fleiß und Aufrichtigkeit, ist nachzulesen in der 2001 erschienen Biographie "Die Zeit, die ist ein sonder Ding" (Böhlau Verlag Wien, 184 Seiten, 42 Fotos, inklusive CD, 24,90 Euro, ISBN 3-205-99362-4). Volkmar Parschalk hat Hilde Zadeks Erinnerungen aufgezeichnet. Ein Weihnachtsgeschenk für alle Bewunderer, die sich auf ein Fernsehporträt 2003 (aufgepaßt!) mit der Kammersängerin freuen dürfen. Susanne Deuter

Hilde Zadek: Mit Leidenschaft für den Sängernachwuchs
 
     
     
 
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