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Schulbücher und die historische Wahrheit

 
     
 
In einer Resolution appellierte die Ostdeutsche Landesvertretung in ihrer jüngsten Sitzung in Bremen an die Kultusminister der Länder, darauf zu achten, daß nur solche Schulbücher amtlich genehmigt werden, "die sich dem ethisch-moralischen Gebot der Wahrhaftigkeit verpflichtet haben und sich korrekt an der historischen Wahrheit
orientieren". Die Ostdeutschland vertreten die Ansicht: "Wer Völkerfrieden will, muß sich der historischen Wahrheit stellen, die nichts verfälscht, verschweigt, verstellt oder unterschlägt." Als ein konkretes Beispiel für das Verzerren oder gar Verschweigen der geschichtlichen Wahrheit wird die Darstellung der Geschichte Ostdeutschlands in Schulbüchern genannt. "Die Kapitulation vor dem ,Zeitgeist‘ mag zwar Entspannung und friedliches Miteinander vortäuschen, sie ist aber ein Langzeitgift für neuen Unfrieden und damit Unfreiheit", so die Resolution der OLV.

Wer prüfen will, ob der Appell und die Bedenken, die ihm zugrunde liegen, berechtigt sind, der möge wahllos einige Schulbücher für Geschichte oder Erdkunde zur Hand nehmen, die an den Schulen seines Bundeslandes in Gebrauch sind.

Vor uns liegen fünf solcher Bücher, die im Unterricht in Schleswig-Holstein zur Zeit verwendet werden. Herausgegriffen sei zunächst "Mensch und Raum", ein Geographiebuch für das 5./6. Schuljahr aus dem Cornelsen-Verlag, Berlin, 1. Auflage. Die Schüler erfahren aus diesem Buch unter dem Titel "Unser Nachbar Polen", daß sich an der polnischen Ostseeküste weite Sandstrände hinziehen und daß es in Nordpolen große Wälder und malerische Seenplatten wie in Schleswig-Holstein gibt, aber sie bleiben uninformiert über die Tatsache, daß eben diese Ostseeküste und weite Teile Nordpolens 700, ja 800 Jahre lang von Deutschen erschlossen und besiedelt wurden, bis sie 1945 von den Siegermächten unter polnische Verwaltung gestellt wurden. Keine Zeile über die Vertreibung der dort ansässig gewesenen und auch noch teilweise wohnhaften deutschen Bevölkerung!

Eine Seite weiter liest man, daß am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach. "Deutschland überfiel zunächst Polen." Das ist alles. Daß auch die Sowjetunion in Polen einmarschierte, wird unterschlagen. Warum deutsche Truppen in Polen einrückten – auch darüber schweigen sich die Schulbuchautoren aus. So bleibt im Gedächtnis der 10- bis 11jährigen lediglich, daß Deutsche offenbar aus heiterem Himmel und ohne jeden Anlaß ein anderes Land überfallen haben. Die Vorgeschichte fehlt ebenso wie die Bemühung, Zusammenhänge aufzuhellen.

Es gibt in diesem Buch einen reich bebilderten Teil mit der Überschrift "Wanderungsbewegungen in und nach Europa". Da wird von den Gastarbeitern berichtet, von Asylbewerbern, aber nichts von den nach West- und Mitteldeutschland gelangten Flüchtlingen und Vertriebenen aus Ostdeutschland und Südosteuropa. Die Tendenz dieses Abschnitts in dem Lehrbuch ist eindeutig: Es gibt offenbar für die Aufnahmeländer der jetzigen Asylbewerber und Gastarbeiter keinerlei Probleme. Die Seiten sind eine Propaganda für unbeschränkte Einwanderung fremder Völkerschaften.

"Terra" heißt ein anderes Geographiebuch, das uns in der Ausgabe für Schleswig-Holstein für die 5. bzw. für die 5. und 6. Klasse vorliegt. Es stammt aus der Verlagsgruppe Klett-Perthes, Gotha und Stuttgart. Man geht hier nicht ganz so dürftig mit unserem Themenbereich um wie in dem Schulbuch aus dem Cornelsen-Verlag. Immerhin wird in einem Satz erwähnt: "… Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges mußte Deutschland Gebiete im Osten an Polen und die ehemalige Sowjetunion abtreten." Damit hat es sich dann aber auch schon.

Über die deutsche Hauptstadt Berlin erfährt man nichts aus der Zeit von vor 1945. Die Schüler müssen den Eindruck bekommen, diese Stadt sei erst vor 50 Jahren gegründet worden.

Auch in diesem Buch (Klassen 5/6) beschäftigt man sich mit dem Thema "Menschen bleiben nicht an einem Ort". Dabei geht es um Pendler, um Ausländerkinder bei uns, nach Deutschland gekommene türkische Gastarbeiter, um "Flüchtlinge in aller Welt" und schließlich auch um deutsche Aussiedler. Man läßt einen angeblichen Aussiedler aus Polen berichten, er stamme aus Oberschlesien. Es wird ihm in den Mund gelegt: "1939, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, besetzten deutsche Soldaten Polen und später auch große Teile der Sowjetunion." Warum das geschah, ob es eine Vorgeschichte gab, ob auch andere Staaten dabei eine Rolle spielten – das alles bleibt im Dunkeln. Das Schulbuch fährt fort mit dem angeblichen Zitat des Aussiedlers: "Die Deutschen, die noch dort (in Schlesien) lebten, mußten dafür leiden, daß die deutsche Armee im Krieg Polen überfallen hatte." Das ist eine dreiste Geschichtsklitterung! Immerhin wird von den Drangsalierungen berichtet, denen die Deutschen in Polen ausgesetzt waren, wie auch von den Schikanen der Sowjetmacht gegenüber den Rußlanddeutschen.

"Unsere Geschichte" ist ein Lehrbuch aus dem Verlag Moritz Diesterweg betitelt, dessen Band 3 "Von der Zeit des Imperialismus bis zur Gegenwart" handelt. Es richtet sich an Schüler der Oberstufe. Man liest Ausführlicheres über die Potsdamer Konferenz, auf der die Vertreibung der Ostdeutschen von den "Großen Drei" beschlossen worden war, und es wird zugegeben, daß die "Umsiedlung oft von schrecklichen Ereignissen begleitet" gewesen sei. Auf Morde, Vergewaltigungen und andere Verbrechen wird hingewiesen. Es wird aber gleichzeitig entschuldigend mitgeteilt: "Was Deutsche unter nationalsozialistischer Führung anderen Völkern zugefügt hatten, erlitten beim Kriegsende und nach der Kapitulation viele Deutsche, die im Machtbereich der vorher unterdrückten Völker lebten." Hier wird aufgerechnet, ja gerechtfertigt, Methoden, die, werden sie auf andere Ereignisse der Zeitgeschichte angewendet, streng verurteilt werden.

In einem im Verlag Schöningh, Paderborn, erschienenen Geschichtsbuch für Realschulen (10. Schuljahr) mit dem Titel "von … bis" findet der Schüler ausführliche Erläuterungen über die Hintergründe von Flucht und Vertreibung und über das schreckliche Schicksal vieler Ostdeutscher. Die "Charta der deutschen Heimatvertriebenen" wird in den wesentlichen Passagen abgedruckt.

Lobendes kann man auch sagen über die Darstellung der Flucht und der Vertreibung der deutschen Bevölkerung in dem Band "bsv Geschichte 4N" des Bayerischen Schulbuch Verlages "Das 20. Jahrhundert". Konkret erfährt der Schüler, ein Viertel der Fläche des Deutschen Reiches von 1937 sei nach 1945 unter fremde Verwaltung gestellt worden; fast 3 Millionen Menschen kamen bei Flucht und Vertreibung ums Leben, so liest man. Ärgerlich ist es, wenn auf Seite 115 der Eindruck erweckt wird, der Luftkrieg der Briten und Amerikaner gegen die Zivilbevölkerung sei eine Reaktion auf die Sportpalastrede Joseph Goebbels’ vom Februar 1943 gewesen, auf der er propagandistisch den "totalen Krieg" verkündete. Wir wissen inzwischen längst, daß der völkerrechtswidrige Luftkrieg gegen Zivilisten längst vor 1939 von der britischen Regierung konzipiert worden ist.

Auf Seite 114 sind die Schulbuchmacher auf ein falsches Bild hereingefallen. Auch wenn das Foto eines kleinen Jungen mit erhobenen Händen schon millionenfach unter Bezeichnungen verbreitet worden ist, es handele sich um Überlebende aus dem Warschauer Ghetto, die nach dem Aufstand deportiert würden, ist der inzwischen erwachsene kleine Junge bekannt. Am 19. August 1978 jedenfalls berichtete die "Frankfurter Allgemeine", er lebe als angesehener Geschäftsmann in Großbritannien und sei auch nicht jüdischer Herkunft. Vielmehr handele es sich um das Foto von einer Razzia in Polen im Jahre 1941, in die das Kind zufällig geraten sei. Die Mutter habe den Jungen wenig später von der Polizeiwache unversehrt abholen können. Es sei dem Bayerischen Schulbuch-Verlag angeraten, bei der nächsten Auflage das Bild zu ersetzen.

Die Zufallsauswahl der hier vorgestellten Schulbücher macht deutlich, daß Lehrer nicht auf Lernmittel angewiesen sind, die Geschichte klittern. Man kann ohne weiteres auf andere ausweichen, deren Autoren an der historischen Wahrheit gelegen ist.

 
     
     
 
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