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Zwischen Kunst und Kommerz

 
     
 
Seit zwei, drei Jahren ist in der Unterhaltungsbranche ein Phänomen zu entdecken, daß man eigentlich schon als Vergangenheit abgetan hatte: Gaukler und Varietékünstler erobern wieder die Herzen der Zuschauer.

Zwar gab es in den größten deutschen Städten jeweils ein Haus, daß für sein Varieté-Programm bekannt war, doch bediente es stets nur ein Nischenpublikum. Das Hamburger Hansa-Theater mußte 2001 sogar nach 107jährigem Bestehen wegen Besuchermangels die Pforten schließen. Multiplex-Kinos und Musical-Theater hatten in den 90ern den Trend bestimmt, doch nun sind plötzlich in großen wie in mittleren Städten vermehrt Zelte zu sehen, die mit ihrem Varieté-Programm versuchen, Publikum anzuziehen. In den mittelgroßen Städten Hannover, Essen, Bad Oeynhausen und Münster hat die "GOP Entertainment Group" sogar vier feststehende Varieté-Häuser mit angegliederter Gastronomie, in Bad Oeynhausen zusäztlich den Tanz-Clubs "Adiamo" gewagt.

Doch nicht jede Variete´-Show kann die verwöhnten Zuschauer anlocken. Denn während der klassische Zirkus
aufgrund der Tatsache, daß Kinder noch nicht so verwöhnt sind, meist die Familien anzieht, ist das Varieté vor allem auf die erwachsenen Kunden angewiesen, die inzwischen alles schon irgendwo mal gesehen haben. Außerdem haben Erwachsene zahlreiche Ausweichmöglichkeiten. Also nur wenn die Mischung aus Varieté, Komik, Musik, Lichteffekten, Kostümen und Kulisse stimmt, ist das Zelt voll, das Überleben der Truppe gesichert.

Besonders im Trend lagen in den letzten Jahren die Shows, in denen Star-Kochs ein besonderes Menü kredenzten, während nebenbei Gaukler und Akrobaten die Gäste verzauberten.

Am präsentesten waren Harald Wohlfahrt und Eckart Witzigmann mit ihren Restaurant-Theatern, doch mit gut 100 Euro, teilweise sogar mehr, für eine Karte ist dies ein sehr teurer Spaß, der nur vom besser verdienenden Teil der Bevölkerung finanzierbar ist. Doch Varieté-Unterhaltung geht auch ohne Star-Koch und somit auch günstiger. In Berlin und Mannheim verzaubert gerade das Traumtheater Salome (www.traumtheater-salome) seine Besucher.

Ein kleines, außen weißes Zelt steht derzeit nahe dem Potsdamer Platz in Berlin. Zwischen Sony-Center, Philharmonie und Neuer Nationalgalerie bietet es allein optisch eine Abwechslung. Schon am Eingang empfangen Gaukler in bunten Kostümen das fast ausschließlich im mittleren Alter befindliche Publikum. Die wakligen Stühle und Tische in dem bunt bemalten Innenzelt sind schnell gefüllt, und so kann der Zauber losgehen.

"Bäume reden selten über Wälder und Feuer weiß nichts von den Flammen und die Phantasie weiß nur über das Unmögliche - Wir sind die mit den Wolken ziehen und nur dort kann man uns finden - wir schenken Euch unser Lachen - und vergeßt nicht, daß jeder Stern am Himmel das fröhliche Lachen des Kindes in Euch selber ist - wir sehen uns in unseren Träumen - seid glücklich und bewahrt den Frieden", mirakelt der Geschichtenerzähler, der durch das Varieté-Programm führt. Bunt ist es allemal, die Musik passend ausgewählt. Natürlich hat auch Salome nur "das Übliche" zu bieten: Schlangenfrau, Liliputaner, Zauberer, Jongleur, Exotik, Ballett, Tanz und Akrobatik, doch die Art und Weise der Inszenierung garantiert zweieinhalb unterhaltsame Stunden.

Salome-Gründer Harry Owens engagiert sich auch bei der Nachwuchsförderung, der er auf seiner Bühne auch Erprobungsmöglichkeiten bietet. "Die schönen Künste von Varieté, Revue, Show und Circus sind im besonderen in naher Vergangenheit aus dem öffentlichen Bewußtsein verdrängt worden und im allgemeinen Kulturverständnis als ,niedere Künste bezeichnet", klagt der Varieté-Künstler. Der wunderbare Tanz und die vielfältig begabten Artisten erlebten zwar momentan wieder eine neue Blüte, aber sie seien nicht gefestigt und brauchten zur Erhaltung ihrer Zukunft, dauerhafte Entfaltungsmöglichkeiten sowie das wichtigste, eine verläßliche Basis für die Entwicklung ihrer Kreativität. Hier träumt der Salome-Chef von einer "Akademie der schönen Künste", in der der Nachwuchs für Theater wie das seine geschult wird.

Kritik an den Restaurant-Theatern, die für ihn natürlich eine Konkurrenz darstellen, erlaubt er sich ebenfalls. So nutzten Branchenfremde lediglich kurzfristig die Varieté-Künstler als Möglichkeit für Umsatz und billige Unterhaltung. Etablissements ohne Seele und ohne Verständnis für diese außergewöhnlich kreative Welt", nennt er jene Einrichtung, die sich dem Trend derzeit schnell anschließt. Doch Konkurrenz belebt das Geschäft, und so muß das "Traumtheater Salome" beweisen, daß es mehr zu bieten hat als eben jene "Branchenfremden".

Wer dem Charme der fahrenden Gaukler des Traumtheaters allerdings widerstehen kann, Varieté aber trotzdem mag, hat in der deutschen Hauptstadt noch eine Traditionsadresse. "Ein Juwel des Varietés, Berlins wohl schönster Theaterraum", zitiert das "Wintergarten Varieté Berlin" (www.wintergarten-variete.de) gerne Presseberichte über sich. Und das 1880 gegründete Haus paart eine einmalige Show mit betörender Eleganz.

Foto: Spiel mit der Phantasie: Mit passender Musik untermalt, präsentieren Varieté-Künstler ihr Können. (Salome)
 
     
     
 
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