|  | Vor 150 Jahren führten vor dem Hintergrund einer     gesamteuropäischen Wirtschaftskrise zunehmende nationale, wirtschaftliche, soziale und     politische Spannungen in fast allen großen Staaten Europas mit Ausnahme von England und     Rußland zu Revolutionen gegen die bestehende Ordnung. Die Kämpfe zur Verwirklichung     liberaler, national  er und sozialer Ziele in den Jahren 1848 und 1849 endeten mit     Niederlagen, die den von G. W. Hegel verkündeten Glauben an den Sieg der Idee über     die Wirklichkeit erschütterten. Erschüttert wurde aber auch das 1815 beim Wiener     Kongreß von den fünf europäischen Großmächten geschaffene politische System, dessen     Symbolfigur, Fürst Metternich (Spitzname "Fürst Mitternacht"), abdanken und     nach England fliehen mußte. 
 In Frankreich, das die dritte Revolution binnen 60 Jahren erlebte, ging es gegen die     einseitige Interessensherrschaft des Großbürgertums, die Funken der Februar-Revolution     sprangen nach Mittel- und Osteuropa über. In Italien und in den Ländern des Deutschen     Bundes (insbesondere in Österreich und Preußen) strebte man nach einem Ende der     Zersplitterung in Territorialstaaten, nach Beseitigung der alten Feudalordnung und der zum     Teil noch absolutistischen Staatsverfassungen, kurz, nach einer großdeutschen Lösung in     einem liberalen Staat. In Italien verband sich mit den nationalen und wirtschaftlichen     Motiven noch zusätzlich der Wunsch, die habsburgische Fremdherrschaft abzuschütteln.     Dasselbe Motiv lag der Revolution in Mittel-Osteuropa zugrunde, ergänzt durch den Kampf     gegen soziale Ungerechtigkeiten. Die Ausgangsbedingungen und die zu lösenden Probleme     differierten so erheblich, daß es zu keinem gleichförmigen Verlauf der einzelnen     Revolutionen kam.
 
 In den Ländern des Deutschen Bundes  einschließlich Österreichs und Preußens      hatte sich unter der Decke der Metternichschen Reaktion und auch unter dem Einfluß     der Biedermeierkultur der Wunsch nach Freiheit, politischer Mitsprache und freiem     Unternehmertum im Bürgertum aufgestaut. In nationaler Hinsicht strebten die     revoltierenden Bürger nach einem einheitlichen gesamtdeutschen Nationalstaat, wobei sich     auch in dieser Hinsicht der seit dem Siebenjährigen Krieg anstehende deutsche Dualismus     negativ auswirkte. So gab es Anhänger eines gesamtdeutschen Staates unter     österreichischer oder preußischer Führung, eine Teilung, die die     nationaldemokratischen  Kräfte schwächte, die noch dazu übersahen, daß     Preußen weder willens und angesichts der österreichisch-russischen Achse auch noch nicht     fähig war, diese Rolle zu übernehmen. Österreich wiederum beharrte zwar eifersüchtig     auf seiner Vormachtstellung in Deutschland, nicht zuletzt als Präsidialmacht des     Deutschen Bundes und in der Person Erzherzog Johanns als Reichsverweser im Zusammenhang     mit der Frankfurter Paulskirche. Wegen des hohen slawischen und ungarischen     Bevölkerungsanteils, aber auch wegen seiner wirtschaftlichen Rückständigkeit und dem     fehlenden politischen Weitblick war Österreich jedoch auch nicht bereit, diese Rolle zu     spielen. In wirtschaftlicher Hinsicht ging es in der deutschen Revolution des Jahres 1848     um Beseitigung feudaler Hindernisse für die Entwicklung von Wirtschaft, Handel, Gewerbe     und Industrie; dazu kam noch der Wunsch nach Sicherung der politischen und persönlichen     Freiheit. Auch die Arbeiter gingen  zum Schrecken der Bürger  erstmals für     bessere Lebensverhältnisse auf die Barrikaden, obwohl diese Revolution  allen     modernen Umdeutungsversuchen zum Trotz  zweifellos vom Bürgertum und seinen     Forderungen dominiert war.
 
 Doch diese Bestrebungen "von unten" sollten in Deutschland an der     übernationalen Struktur Österreichs und an preußischem Zaudern scheitern. Lediglich die     Bauern wurden Nutznießer der Beseitigung der letzten feudalen Beschränkungen, mußten     aber in der Folge mit den sich aus der wirtschaftlichen Freiheit ergebenden Problemen     fertig werden.
 
 In Deutschland, besonders im Süden, wurden in der ersten Phase der Revolution die     sogenannten Märzforderungen formuliert  Pressefreiheit, Schwurgerichte,     Volksbewaffnung, liberale Verfassungen in den Einzelstaaten und Einberufung eines     gesamtdeutschen Parlaments. Nach Straßenkämpfen, so in Wien und Berlin, gelang es, die     Regierungen zu Konzessionen zu bewegen; sie gewährten, wo noch keine bestanden,     Verfassungen, garantierten die Pressefreiheit und ließen die Bildung liberaler     Ministerien zu. Die politische Macht fiel in die Hände des liberalen Bürgertums.
 
 Doch besonders in Deutschland stand der Liberalismus vor großen Problemen, die aus     einer doppelten Aufgabe resultierten: so ging es nicht nur um die Schaffung eines     nationalen Staates, sondern auch um die demokratisch-rechtsstaatliche Organisierung     desselben. Die Revolution hatte die Neigung des Liberalismus zur friedlichen und     allmählichen Umgestaltung sowie Bereitschaft zu Kompromissen mit konservativen Gewalten     aufgezeigt. Doch sollte sich der Glaube der national-liberalen Bewegung an die stehenden     monarchistischen Staaten als falsch und trügerisch erweisen. Das Scheitern der      nach dem gesamtdeutschen Bauernkrieg in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts      zweiten deutschen Revolution bereitete so den Weg zum "Kampf um die Vorherrschaft in     Deutschland" (Friedjung) des Jahres 1866 und zur Revolution von oben unter Otto von     Bismarck.
 
 Ihre schnellen Anfangserfolge verdankte die Revolution nicht zuletzt der breiten     Unterstützung durch die städtische Bevölkerung: Bürger und Arbeiter, Handwerker und     Gesellen, städtische Mittel- und Unterschichten kämpften im März 1848 gemeinsam auf den     Barrikaden. Doch wurden im Verlauf der Revolution auch die sozialen Gegensätze der     verschiedenen Gruppen immer deutlicher. Die Mehrheit des Bürgertums hinderte die unteren     sozialen Schichten schon bald daran, die Revolution weiter voranzutreiben. Die     Auseinandersetzung um deren radikalere politischen und sozialen Forderungen ließ nicht     nur die anfängliche Einheit zerbrechen, sondern spaltete auch das Bürgertum selbst.
 
 Trotz mancher Vorläufer vor allem im Westen und Süden Deutschlands wurde die     Revolution 1848/49 auch zur eigentlichen Geburtsstunde der politischen Parteien in     modernem Sinne. Mit der Aufhebung der Zensur und der Freigabe des Vereins- und     Versammlungsrechts entfaltete sich schon in den Märztagen des Jahres 1848 eine breite     politische und auch publizistische Tätigkeit. Vielerorts verfestigten sich die     politisch-sozialen Richtungen organisatorisch so weit, daß fünf parteiartige     Gruppierungen unterschieden werden konnten: Liberale, Demokraten, Konservative, der     politische Katholizismus und die frühe Arbeiterbewegung. Dazu kamen noch alle Arten von     wirtschaftlichen und sozialen Interessengruppen.
 
 Die Arbeiterbewegung steckte 1848/49, was selbständige Organisation betrifft, noch     ganz in den Anfängen. Oft waren die Arbeitervereine noch nicht eindeutig von der     demokratischen Bewegung geschieden, auch die soziale Differenzierung (Handwerksgesellen,     frühes Proletariat und besitzlose Unterschichten) stand vielfach noch einer einheitlichen     Organisation entgegen. Mit dem Bund der Kommunisten um Karl Marx und Friedrich Engels     meldeten sich auch sozialrevolutionäre Kräfte nachdrücklich zu Wort. Marx und Engels     hatten wenige Tage vor Ausbruch der Märzrevolutionen in London ihr "Kommunistisches     Manifest" veröffentlicht, das erste programmatische Dokument der internationalen     Arbeiterbewegung, das die Revolution jedoch nicht beeinflußte und seine     weltgeschichtliche Bedeutung erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erreichen sollte.
 
 Gescheitert sind die Revolutionen 1848/49 am Widerstand der alten Dynastien, der     kaiser- und königstreuen Heere und Bürokratien, an den wachsenden Gegensätzen im     eigenen Lager, am Mangel an politischer Erfahrung sowie  wie im Falle Ungarns und     Schleswig-Holsteins  am Eingreifen des Auslandes. Der Wunsch nach nationaler Einheit     blieb lebendig, doch wandte sich das politisch enttäuschte Bürgertum zunächst mehr der     Lösung wirtschaftlicher Probleme zu.
 
 Die bürgerlichen Liberalen scheuten vor den radikalen politischen Forderungen der     Republikaner und Verfechtern der Demokratie zurück. Dazu kam der Interessenkonflikt     zwischen Besitzenden und Besitzlosen, der sich im Zeitalter der industriellen Revolution     ständig zuspitzte. So konnte die Reaktion zum Gegenangriff übergehen, die liberalen     Ministerien durch konservative ersetzen, viele Parlamente auflösen und die Verfassungen     revidieren. Die Monarchen regierten wieder absolut, ohne wirkliche Kontrolle durch das     Volk. Meinungs- und Pressefreiheit wurden wieder durch Zensur und Polizei-Spitzelwesen     eingeschränkt. 1851 hob der von Österreich und Preußen, den Hauptinstrumenten der     Reaktion, wiedereingesetzte Deutsche Bund die "Grundrechte des Deutschen Volkes"     wieder auf.
 
 Eine Verhaftungswelle ging durch die Länder, es kam zu Militärtribunalen,     standrechtlichen Erschießungen, Verurteilungen zu hohen Kerkerstrafen, anderweitigen     Verfolgungen und Verboten "verdächtiger" politischer Vereine. Die Folgen waren     Massenauswanderungen in die Schweiz, nach England und vor allem in die USA, was das     demokratische Element in den Herkunftsländern beträchtlich schwächen sollte.     Beispielsweise wanderten allein aus Baden etwa 80 000 Personen aus  etwa sechs     Prozent der Bevölkerung dieses südwestdeutschen Landes!
 
 Zahlreiche politische, nationale und soziale Gründe gab es für den Ausbruch der     Revolution in Österreich 1848: wirtschaftliche Not von Arbeitern und Bauern,     Massenarbeitslosigkeit durch rasche, aber unorganisiert durchgeführte Mechanisierung,     erstarrter Konservatismus des Metternich-Systems mit seiner Verteidigung des monarchischen     Absolutismus und Unterdrückung liberaler Bestrebungen durch ein hartes Polizeiregiment     und strenge Zensur. Dazu kam das nationale Erwachen der Völker des Habsburgerstaates,     insbesondere aber damals noch der Wunsch der Deutschen nach einer großdeutschen Lösung     unter Österreichs Führung, der Ungarn und Italiener nach Eigenständigkeit. Die     slawischen Völker des Habsburger Reiches erhoben damals noch nicht so weitreichende     Forderungen, sondern verlangten Gleichberechtigung und "Autonomie" im Rahmen     eines gemeinsamen Staates.
 
 Es waren die Ideen der Aufklärung und der französischen Revolution, die den Studenten     in Deutschland wachriefen. In diesem Sinn ist Heines Sonett an Rousseau vom 15. September     1820 zu verstehen. Es heißt da unter anderem: "Sei Deines Namen wert, für wahre     Freiheit. Und freie Wahrheit kämpft mit deutschen Sinne (!): Schlag drein mit Wort     und Schwert, sei treu und bieder ..." Die Farben der Burschenschaft, die aus dem     Lützower Freikorps hervorgehen, werden zu den deutschen Farben, dem Schwarz-Rot-Gold, die     man in Anlehnung an das revolutionäre Frankreich die "deutsche Trikolore"     nennt. Die Farben dominieren das Wartburgfest der Burschenschaft von 1817; 1848 sind sie     es, mit denen der Aufstand gegen die Monarchie und ihre Schergen begonnen wird. Die Wiener     Revolution, die im März 1848 einsetzte, war die bedeutendste im ganzen deutschen Raum.     Sie wurde durch die Soldaten von Windischgrätz und Banus Jellacic brutal     niedergeschlagen. Das Strafgericht der Habsburger war furchtbar. Robert Blum, jüdisch,     deutscher nationaler Abgeordneter der Paulskirche, wurde hingerichtet, und andere wackere     Männer wie Hans Kudlich vertrieben (geschätzte Zahl der Opfer, exklusive Standrecht     etc., 2500, Einwohnerzahl Wiens plus Vorstädte ca. 400 000).
 
 Es war der 13. März 1848, an dem Wiens Arbeiter, Studenten und Bürger zur Revolution     schritten. Der niederösterreichische Landtag war an diesem Tag zusammengetreten. Die     Nichtbeantwortung von Petitionen mit politischen und sozialen Forderungen durch die     niederösterreichischen Stände veranlaßte Universitätsprofessoren und Studenten     anläßlich einer Sitzung der Ständevertretung am 13. März zu einer Demonstration in der     Wiener Herrengasse, der sich auch Arbeiter aus den Wiener Vorstädten anschlossen.
 
 Bereits zwei Tage vorher, am 11. März, hatten Schriftsteller, darunter auch Franz     Grillparzer und Adalbert Stifter, eine Bitte um Milderung der Zensur, die Fürst     Metternich glänzend eingerichtet hatte, vorgelegt. Europa war in Unruhe, soziale Not     herrschte, die Bauern stöhnten unter den Fronarbeiten, das Gewerbe war verarmt, und die     Studenten waren angewidert von dem damals üblichen österreichischen Protektionswesen.     Der Student sah die Not; als am 13. März die Bauern zum Landtag gekommen waren, um die     Aufhebung der Frondienste zu verlangen, waren auch die Studenten dort. Beeinflußt waren     sie vom Geschehen in Frankreich, wo man wieder revoltierte. Im Hof des Landhauses erhebt     sich der aus Budapest stammende jüdische Student Adolf Fischhof und hält eine feurige     Rede, in der er, wie die Studenten am Vortag beschlossen hatten, "Preßfreiheit,     Rede-, Lern-, Lehr- und Glaubensfreiheit" fordert. Die Studenten sind voll des Feuers     und stürmen in den Sitzungssaal. Es kommt zum Tumult, der sich schnell in Wien     herumspricht. Die notleidenden Arbeiter strömen aus den Vorstädten in die Stadt. Man     fordert den Rücktritt Metternichs. Die Menschen toben, das kaiserliche Militär rückt     gegen das Landhaus vor. Die Studenten lassen sich nicht einschüchtern. Die Studenten     bewaffnen sich und gründen eine "Akademische Legion", die Bürger eine     "Nationalgarde". Am Nachmittag desselben Tages setzte der Wiener Stadtkommandant     Erzherzog Albrecht Militär gegen die Volksmenge ein, es gab die ersten Todesopfer, die     sogenannten "Märzgefallenen". Wütende Demonstranten zogen in die Vorstädte,     Barrikaden wurden errichtet, Fabriken in Brand gesteckt, Maschinen zerstört  in     ihnen sah man eine Ursache für die Arbeitslosigkeit , Geschäfte geplündert.
 
 Der erste Gefallene ist ein Jude, der Techniker Spitzer. Am 17. März findet die große     Leichenfeier für die Gefallenen statt. Sie beginnt mit einem um 9 Uhr in der     Universitätskirche abgehaltenen Dankamt für die Errungenschaften der letzten Tage. Anton     Füster, der Kaplan der Akademischen Legion, zu der sich die Studenten vereinigt hatten,     wurde gebeten, den Leichenkondukt zu führen. Füster sah sich geehrt und teilte die     Ehrung der erzbischöflichen Kurie mit. Auch erklärte er dieser daß er eine Rede halten     wolle. Der Direktor der bischöflichen Kanzlei antwortete, die Abhaltung einer Leichenrede     sei durch Regierungsdekret verboten. Füster, der hierin einen Akt der Zensur sah,     antwortete kämpferisch: "Wenn ein Bischof, ein König oder Kaiser stirbt, hält man     nicht zu Ehren des Verstorbenen Leichenreden? Und sind so viele Menschen, die überdies     für die Freiheit gefallen, nicht mehr wert als ein Bischof oder Kaiser?"
 
 Doch bereits am 14. März hatte der Kaiserhof dem Druck der Straße nachgegeben. Die     Zensur wurde aufgehoben und der Erlaß eines Pressegesetzes und einer Verfassung zugesagt.     Der zur Abdankung gezwungene Staatskanzler Clemens Wenzel Fürst Metternich flüchtete     nach England, auch Polizeiminister Josef Sedlnitzky, der Hauptverantwortliche für die     Zensur und das Spitzelwesen in der Ära Metternich, floh aus Wien. Nach der Wahl eines     provisorischen Bürgerausschusses als Stadtverwaltungsinstanz bis zu freien     Gemeinderatswahlen  zu den Forderungen der Bürger hatte auch die Gemeindeautonomie     gezählt  floh auch der Wiener Bürgermeister Ignaz Czapka am 16. März aus der     Stadt.
 
 Die Aufhebung der Zensur und die Gewährung der Pressefreiheit bewirkten in der Folge     eine lawinenartige Zunahme von Pressepublikationen. Viele von ihnen fielen später aber     dem entstandenen Konkurrenzdruck zum Opfer.
 
 Mittlerweile war es in Ungarn, Böhmen, Oberitalien und bei den Südslawen zu     Aufständen gekommen, in Oberitalien sogar zu einem Krieg mit Piemont-Sardinien. Die     Habsburgermonarchie stand vor dem Zerfall, in weiterer Folge sollte sich die Armee als     Retterin der Situation erweisen. Am 26. April wurde in Krakau ein polnischer Aufstand     unterdrückt. Im Prager Pfingstaufstand griffen tschechische und deutsche Revolutionäre     zu den Waffen, doch wandten sich die Führer der tschechischen Nationalbewegung, so der     Historiker Frantisek Palacky (17981876), gegen den Aufstand, der von der Armee unter     Feldmarschall Alfred Fürst Windischgrätz blutig unterdrückt wurde. Unter Palackys     Führung trat im Juni 1848 ein Slawenkongreß in Prag zusammen, der die Forderung nach     nationaler Gleichberechtigung der Völker innerhalb der Donaumonarchie erhob. Erstmals     wurde dabei auch der Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft von Tschechen und Slowaken     vorgetragen.
 
 Der kroatische Reichstag in Agram gab unter dem Druck der Ungarn den Plan zur Schaffung     eines südslawischen Reiches auf. Der zum Banus (der Krone unterstellter Statthalter in     den ungarischen Grenzregionen) gewählte Josip Jellacic (18011859) setzte in der     Folge seine Truppen für die Monarchie und gegen Revolutionäre ein.
 
 Das deutsche Bürgertum sah seine Stellung durch die Freiheitsbestrebungen der anderen     Nationen der Monarchie gefährdet, begrüßte die Siege der kaiserlichen Armee und suchte     Rückhalt in Deutschland, wo aber in Preußen und anderen Einzelstaaten ebenfalls die     bürgerliche Revolution tobte.
 
 Innenminister Franz Freiherr von Pillersdorf arbeitete die nach ihm benannte Verfassung     aus, die aber nicht für Ungarn und die italienischen Gebiete der Monarchie gelten sollte.     Von liberalen Kräften wurde die am 25. April 1848 erlassene Verfassung als zu wenig     demokratisch abgelehnt. In der sogenannten "Sturmpetition" in der Wiener Hofburg     verlangten Nationalgarden, Studenten und Arbeiter ihre Zurücknahme, Einberufung eines     konstituierenden Reichstages und freies, allgemeines und direktes Wahlrecht. Nach     Straßenkämpfen in Wien wurden diese Forderungen in der Nacht zum 16. Mai bewilligt,     einen Tag später flohen Kaiser Ferdinand und die kaiserliche Familie vor den Unruhen nach     Innsbruck, von wo sie erst am 12. August zurückkehren sollten. Die Pillersdorfsche     Verfassung wurde im Juli zurückgenommen.
 
 Als Folge von Studententumulten wurde am 24. Mai die Wiener Universität geschlossen,     am 26. Mai kam es zu neuen Barrikadenkämpfen in Wien, ausgelöst durch den Plan der     Auflösung der Akademischen Legion. Den unter dem Studenten A. Willner gebildeten     "Arbeiterkomitees" gelang es, soziale Forderungen durchzusetzen, so den     10-Stunden-Arbeitstag, Lohnerhöhungen und die Gründung des ersten Arbeitervereins.
 
 Am 26. Juni kam Erzherzog Johann als Vertreter des Kaisers nach Wien, konnte aber diese     Funktion wegen seiner Berufung als "Reichsverweser" durch die am 18. Mai     eröffnete Frankfurter Nationalversammlung nicht in gewünschter Weise ausfüllen. Er     betraute am 8. Juli A. Doblhoff-Dier mit der Bildung eines demokratisch gesinnten     Ministeriums und eröffnete am 23. Juli in der Winterreitschule der Hofburg den     konstituierenden Reichstag. Dort beantragte Hans Kudlich am 26. Juli die schon vorher im     Prinzip zugestandene Aufhebung der bäuerlichen Untertanenlasten, die am 7. September     beschlossen und vom Kaiser sanktioniert wurde. Dadurch wurde die an der Revolution kaum     beteiligte Bauernschaft wieder für die Krone gewonnen.
 
 Bei der Ausarbeitung einer neuen Verfassung stieß der Reichstag wegen der     Nationalitätenfrage auf Schwierigkeiten. Es ging vor allem darum, wie in ihr moderne     liberale Auffassungen mit der Vielvölkerstruktur des Habsburgerreiches vereinbar gemacht     werden konnten.
 
 Wegen der Herabsetzung der Löhne für Frauen und Jugendliche kam es vom 21. bis 24.     August zu Unruhen in Wien und anderen Industriezentren des Landes. Ohne militärische     Hilfe wurden sie von der Stadtgarde in der sogenannten "Praterschlacht"     niedergeschlagen, allerdings um den Preis von 22 Toten und über 300 Verwundeten.
 
 Die sich in Ungarn zuspitzende Situation wirkte sich auch auf Österreich aus. Als am     5. Oktober in Wien stationierte Truppen den gegen die Ungarn kämpfenden kaiserlichen     Kontingenten eingegliedert werden sollten, brach ein offener Aufstand aus. Studenten der     "Akademischen Legion" verbündeten sich mit der Bürgerwehr, Arbeitern und     meuternden Truppenteilen und versuchten, am 6. Oktober den Abmarsch der Truppen zu     verhindern. Einheiten des Kriegsministeriums feuerten bei der Taborbrücke auf die     Demonstranten. Es gab Tote und Verwundete, die Kämpfe weiteten sich auf das übrige     Stadtgebiet aus, auch im Inneren des Stephansdomes wurde gekämpft. Kriegsminister Theodor     Graf Latour wurde aus seinem (damals am Platz "Am Hof" gelegenen) Ministerium     herausgezerrt und an einem Laternenmast gehenkt. Die kaiserliche Familie flüchtete     erneut, diesmal nach Olmütz  Wien war in den Händen der Revolutionäre.
 
 Kaisertreue Truppen beschlossen die planmäßige Rückeroberung Wiens. Vom 14. bis 23.     Oktober 1848 riegelten drei Armeekorps unter Führung von Feldmarschall Windischgrätz die     Stadt hermetisch von ihrer Umwelt ab und verhängten den Belagerungszustand; er sollte     erst 1853 aufgehoben werden. Erste Kämpfe fanden in der Leopoldstadt und im Prater statt.     Nach Ablauf eines 24stündigen Kapitulationsultimatums befahl Windischgrätz am 28.     Oktober den Generalangriff.
 
 Die Aufständischen unter Führung des polnischen Generals Jozef Bem, unter denen auch     der aus Frankfurt nach Wien gekommene deutschnationale jüdische Abgeordnete Robert Blum     mitkämpfte, leisteten verbissenen Widerstand (Blum kam übrigens nach Wien, weil sich     seiner Ansicht nach in dieser Stadt das Schicksal Deutschlands entscheiden würde).     Stadtkommandant Wenzel Messenhauser wollte am 29. Oktober kapitulieren, wurde aber durch     die Nachricht über ein heranrückendes ungarisches Entsatzkommando davon abgebracht. Die     Ungarn wurden bei Schwechat von Jellacic geschlagen.
 
 Am 1. November wehte die weiße Fahne auf dem Stephansturm. Die Kämpfe in der Stadt,     in der durch Artilleriebeschuß schwere Schäden entstanden waren, hatten über 2000     Gefallene gefordert. Die Stadt wurde von den kaiserlichen Truppen besetzt, der immune     Abgeordnete Robert Blum, Wenzel Messenhauser und zwei Journalisten in den Tagen darauf     standrechtlich erschossen. Alle Errungenschaften der Revolution wurden beseitigt, auch die     Presse- und Vereinsfreiheit. Der Anfang November erstmals frei gewählte Gemeinderat     konnte unter einschränkenden Bestimmungen seine Arbeit fortsetzen.
 
 Am 2. Dezember 1848 dankte der regierungsunfähige Kaiser Ferdinand (Ferdinand der     Gütige oder ironisierend auch "Gütinand der Fertige") in Olmütz zugunsten     seines 18jährigen Neffen Franz Joseph ab. Felix Fürst Schwarzenberg, ein starrer     Vertreter der absoluten Monarchie, half in der Folge dem jungen Kaiser, die erschütterte     staatliche Autorität der Donaumonarchie wiederherzustellen. Der am 22. Oktober von Wien     nach Kremsier (heute Kromeriz) verlegte Reichstag wurde am 7. März 1849 vom Kaiser und     Schwarzenberg aufgelöst und eine neue zentralistische und auf dem Boden des     monarchistischen Prinzips stehende Verfassung oktroyiert. In weiten Teilen der Monarchie     übernahmen für längere Zeit Militärbefehlshaber die vollziehende Gewalt.
 
 Die Revolution in Österreich war so gut wie gescheitert. Ursachen dafür waren das     Fehlen eines Programms, einer zielbewußten Führung und von Persönlichkeiten, die die     gewonnenen Rechte und Freiheiten hätten verteidigen können. Auch hätten sich     bürgerliche Kreise und die Bauern bald von der revolutionären Bewegung in Wien     distanziert. Wichtigste unmittelbare Ergebnisse der Revolution waren die Bauernbefreiung,     die Auflösung feudaler Strukturen, die Modernisierung des Verwaltungswesens in Gemeinden     und Bezirken sowie des staatlichen Gerichtswesens. Zu konstitutionellen Verfassungen kam     es erst nach längerer Periode des Neoabsolutismus und der Niederlage der Habsburger bei     Koniggrätz.
 
 Das Jahr 1848 hat die Problematik der österreichischen Reichsidee in ihrer ganzen     Schärfe aufgezeigt, der Gegensatz zwischen altem dynastischen Reichsgedanken und der     neuen Idee, den habsburgischen Vielvölkerstaat auf der Grundlage der nationalen     Gleichberechtigung und des föderalistischen Zusammenschlusses aufzubauen. Letzteres     sollte die Grundfrage der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden, weil die     österreichische Frage weder in zentralistischem noch in deutschnationalem Sinn zu lösen     war. Die großösterreichische Lösung der deutschen Frage  also Vereinigung des     Gesamtstaates Österreich mit Deutschland unter habsburgischer Führung  stieß auf     entschiedene Ablehnung Preußens.
 
 Das war aber nicht der ausschlaggebende Grund für ihr Scheitern; vielmehr verfügten     die Habsburger über keine klaren Vorstellungen, welche Rolle sie in Deutschland wie     spielen sollten. Auf der anderen Seite war der Kaiser nicht bereit, den Vormachtsanspruch     in Deutschland aufzugeben oder gar mit Preußen zu teilen; andererseits verfügte er aber     weder über die Mittel noch ein Konzept, diesen Anspruch im Sinne der nationalen     Einigungsbestrebungen zu gestalten, wobei noch erschwerend die wirtschaftliche     Rückständigkeit des Habsburger-Staates im Vergleich zu Preußen hinzukam.
 
 Die zuerst in Südwestdeutschland formulierten "Märzforderungen" der in den     Jahren zuvor immer stärker gewordenen liberalen Oppositionsgruppen in Deutschland zielten     vor allem auf Pressefreiheit, Schwurgericht, konstitutionelle Verfassungen in den     Einzelstaaten und Berufung eines deutschen Parlaments ab. In Preußen schlug die schon     Anfang März spürbare Unruhe wenige Tage nach dem Sturz des österreichischen     Staatskanzlers Metternich am 18. März 1848 in offenen Aufruhr um.
 
 Die Ereignisse in Wien bewogen den preußischen König Friedrich Wilhelm IV.     (18411861), den "Romantiker auf dem Königsthron", zu liberalen     Versprechungen. Bei einer Dankeskundgebung vor dem Berliner Schloß am 18. März fielen     zwei Schüsse, die jedoch niemanden verletzten. Die Kundgebungsteilnehmer glaubten an     Verrat. Barrikaden wurden errichtet, die blutigen Straßenkämpfe forderten bis zum 19.     März unter den Demonstranten knapp 200 "Märzgefallene", das Militär beklagte     20 Tote. Ohne Zwang durch die militärische Lage befahl der König am 19. März den     Rückzug des Militärs aus Berlin. Die Leichen der Opfer wurden in den Schloßhof     gebracht, wo ihnen der König in demütigender Weise Ehre erweisen mußte.
 
 Zwei Tage später versuchte Friedrich Wilhelm eine Rettung der Situation. Mit den     Worten "Preußen geht fortan in Deutschland auf" kam er den Forderungen nach     nationaler Einheit Deutschlands entgegen, ritt mit den deutschen Revolutionsfarben     Schwarz-Rot-Gold durch Berlin und ließ eine Proklamation über die Einführung einer     konstitutionellen Verfassung und die Erfüllung seiner Tage zuvor abgegebenen     Versprechungen wie Pressefreiheit und Berufung eines liberalen Ministeriums     veröffentlichen. Etwa zur gleichen Zeit brach in Posen ein Aufstand der polnischen     Bevölkerung gegen die preußische Herrschaft aus, der vom preußischen Militär     niedergeschlagen wurde.
 
 L. Camphausen trat am 29. März an die Spitze eines liberalen Ministeriums, Wahlen für     eine preußische Nationalversammlung wurden ausgeschrieben, die Frage einer deutschen     Reichsverfassung wurde jedoch in der Folge nicht von Preußen, sondern von der Frankfurter     Nationalversammlung in die Hand genommen, die am 18. Mai 1848 zusammentrat. In der am 22.     Mai zusammengetretenen konstituierenden Nationalversammlung Preußens überwog die Linke,     so daß sich in der Folge der Konflikt zwischen Parlament und dem König zuspitzte.
 
 Ein Verfassungsentwurf vom 12. Oktober sollte von der Nationalversammlung, die schon     die Abschaffung des Adels und den Abbau der letzten bäuerlichen Lasten beschlossen hatte,     auf demokratischen Boden gestellt werden. Mit 217 gegen 134 Stimmen wurden auf Antrag die     Worte "von Gottes Gnaden" im Titel des Königs aus der Eingangsformel     gestrichen, was den König, einen entschiedenen Anhänger des Gottesgnadentums, empörte.
 
 Die Ernennung des reaktionären Generalleutnants F. W. von Brandenburg, eines     Verwandten des Königshauses, zum Regierungschef, führte zu neuen Unruhen in Berlin. Die     Nationalversammlung lehnte am 2. November fast einstimmig das Ministerium ab. Eine     Deputation, die dies am 3. November dem König mitteilen wollte, wurde von ihm nicht     angehört; daraufhin rief ihm der Abgeordnete Johann Jacoby die berühmtem Worte zu:     "Das ist immer das Unglück der Könige gewesen, daß sie die Wahrheit nicht hören     wollen!" Dieser Ausspruch trug Jacoby ein Gerichtsverfahren ein.
 
 Am 10. November 1848 zogen auf Weisung des Königs (von ihm stammt der Ausspruch     "Gegen Demokraten helfen nur Soldaten") etwa 40 000 Soldaten unter dem Befehl     von General von Wrangel widerstandslos in Berlin ein. Der über die Stadt verhängte     Belagerungszustand stieß auf Widerstand demokratischer Gruppen, es kam wieder zu     Straßenkämpfen. Nach Auflösung der Bürgerwehr wurde die Nationalversammlung am 27.     November in die Stadt Brandenburg abgeschoben. Schließlich verfügte König Friedrich     Wilhelm am 5. Dezember die Auflösung der Nationalversammlung und oktroyierte eine neue     Verfassung mit einigen Konzessionen, die das liberale Bürgertum besänftigten. Später in     konservativem Sinn revidiert, trat sie am 2. Februar 1850 in Kraft und sollte in Preußen     bis zur Revolution vom 9. November 1918 ihre Geltung behalten.
 
 Wenige Tage nach der Pariser Februarrevolution war es im Großherzogtum Baden zu     Unruhen gekommen. Eine Volksversammlung in Mannheim verlangte Presse- und Vereinsfreiheit,     Schwurgerichte und allgemeine Volksbewaffnung, doch spalteten sich die Revolutionäre in     einen liberal-gemäßigten und demokratisch-radikalen Flügel. Die badische Regierung     wechselte einige Minister aus und gab den Forderungen nach, diesem Beispiel folgten rasch     einige andere deutsche Klein- und Mittelstaaten.
 
 Im April 1848 rief der Jurist und badische Kammerabgeordnete Friedrich Hecker in     Konstanz das Volk zum bewaffneten Kampf für Demokratie auf, fand aber nur wenige     Anhänger, seine Streitmacht wurde in Kandern nördlich von Basel aufgerieben, worauf er     in die Schweiz und dann in die USA emigrierte. Im zweiten badischen Aufstand rief am 21.     September 1848 Gustav Struve in Lörrach die "deutsche soziale Republik" aus.     Der Aufstand wurde schon fünf Tage später von badischen Truppen niedergeschlagen.
 
 In Bayern war seit 1830 eine reaktionäre Regierung am Ruder. Hochspannung rief das     Auftreten der Tänzerin Lola Montez, der Geliebten König Ludwigs I., hervor. Im Februar     1848 drohte eine Revolution. Der zur Erfüllung der liberalen "Märzforderungen"     gezwungene König, in seinem monarchischen Selbstbewußtsein tief verletzt, dankte am 20.     März ab; sein Nachfolger Maximilian II. erfüllte innenpolitisch die meisten Begehren der     Revolution.
 
 In Württemberg, Kurhessen (Hessen-Kassel) und im Großherzogtum Hessen-Darmstadt kam     es unter dem Eindruck der europaweiten revolutionären Bewegungen ebenfalls zu     Regierungsbildungen bzw. Verfassungsänderungen im liberalen Sinne. Doch bald setzten sich     reaktionäre Kräfte durch, und in allen drei Ländern gab es eine Restauration. Die     Verfassungskämpfe in Kurhessen veranlaßten den nach der Revolution wiederbegründeten     Deutschen Bund zum Eingreifen, österreichische Truppen besetzten Hanau, preußische     Kassel. Fast kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Österreich und Preußen. Berlin     steckte, auch unter russischem Druck, zurück, die Kriegsgefahr konnte in der Olmützer     Übereinkunft, einer Niederlage Preußens, 1850 beigelegt werden.
 
 Zu Aufständen im preußischen Rheinland, Sachsen, der Pfalz und zum dritten Mal in     Baden kam es im Frühjahr 1849, als es Aufrufe zur Durchsetzung der von der Frankfurter     Nationalversammlung beschlossenen Reichsverfassung gab. Diese war von 28 deutschen Staaten     anerkannt, doch von den Regierungen fast aller großen Länder Preußen, Sachsen und     Bayern abgelehnt worden. Es gab auch Forderungen nach Durchsetzung der Verfassung mit     Waffengewalt. Am 3. Mai 1849 erfolgte in Dresden ein Sturm auf das Zeughaus, König     Friedrich August II. mußte fliehen. Eine provisorische sächsische Regierung wurde     eingesetzt, Barrikaden gegen sächsisches Militär und anrückende preußische Truppen     errichtet. Nach sechs Tagen Kämpfe unterlagen die Aufständischen, unter denen sich auch     der Anarchist Michail Bakunin, der Baumeister Gottfried Semper und der Kapellmeister und     Komponist Richard Wagner. Wagner wurde in der Folge steckbrieflich gesucht; er flüchtete     nach Weimar.
 
 Eine Großkundgebung badischer Republikaner in Offenburg forderte am 13. Mai 1849 die     Errichtung einer badischen Republik sowie umfangreiche demokratische und soziale Reformen.     Meutereien des Militärs in den wichtigsten Festungen des Landes ermunterten die     Demokraten zum offenen Aufstand. Er wurde von preußischen Truppen unter dem Oberbefehl     von Prinz Wilhelm in fast zweimonatigem Kampf niedergeschlagen, so daß der spätere     preußische König und deutsche Kaiser als "Kartätschenprinz" in die Geschichte     einging. Rastatt, die letzte Festung und Ausgrabungspunkt der Revolution, fiel am 23.     Juli.
 
 Bis Ende Oktober 1849 verhängten preußische Militärtribunale Todesurteile,     Kerkerstrafen und Verbote suspekter Organisationen. Die Gefängnisse füllten sich mit     Revolutionären, soweit ihnen nicht die Flucht in die Schweiz oder nach Amerika gelungen     war. Einer von ihnen war Carl Schurz, der es in den USA zum Innenminister unter Präsident     Rutherford B. Hayes (18771781) brachte.
 
 Seit Beginn des 19. Jahrhunderts erhoben in Ungarn Adel, Intelligenz, aber auch die im     Reich der Stephanskrone lebenden Nationalitäten wie Kroaten, Serben, Rumänen und     Slowaken nationale und liberale Reformforderungen. Besonders Graf Istvan Szechenyi     (17911860) erkannte die Notwendigkeit wirtschaftlicher und sozialer Umgestaltungen     nach westeuropäischem Vorbild, um Ungarns Rückständigkeit auf zahlreichen Gebieten     wettzumachen. Eine Änderung des Verhältnisses zu Österreich strebte er nicht an.
 
 In den 40er Jahren trat der Advokat, Landtagsabgeordnete und Journalist Lajos Kossuth     (18021894) mit seinen radikalen nationalen und liberalen Forderungen immer mehr in     den Vordergrund, mit seiner zündenden Rednergabe beherrschte er die öffentliche Meinung:     Sprachrohr für seine Forderungen war die von ihm gegründete Zeitung "Pesti     Hirlap". Eine andere Reformgruppe um Jozsef Eötvös forderte ein zentralisiertes     Parlament auf der Grundlage des allgemeinen Wahlrechts. Eine dritte Gruppe um den     revolutionären Dichter Sandor Petöfi, dessen "Nationallied/Nemzet in dal" zur     Hymne der Revolution avancieren sollte, hing radikalen republikanischen Ideen an und     befürwortete die sofortige Aufhebung der Leibeigenschaft.
 
 Kossuth hatte am 3. März 1848 im Landtag in Preßburg eine heftige Anklage gegen das     Metternich-System geführt und die Forderungen der Opposition vorgebracht: Beseitigung der     Privilegien der oberen Stände und der bäuerlichen Lasten, Pressefreiheit,     konstitutionelle Regierung. Am 15. März kam es aufgrund der Nachrichten aus Paris und     Wien unter Führung Petöfis und der sogenannten "Märzjugend" (junge Dichter     und Schriftsteller) in Pest zu einem zunächst unblutigen Aufstand. Der ständische     Landtag verabschiedete die von Kossuth geforderten Reformen, Kaiser Ferdinand I. (als     ungarischer König Ferdinand V.) ernannte eine verantwortliche Regierung unter Lajos     Batthyany mit Kossuth als Finanzminister  ihr gehörten auch Szechenyi, Eötvös und     der spätere Aussöhnungspolitiker Ferenc Deak an  und bestätigte die Reformen in     den sogenannten "Aprilgesetzen" am 11. April: Parlament mit zwei Kammern alle     drei Jahre gewählt, reformiertes Wahlrecht, einheitliche Steuern, Bauernbefreiung,     Freihandel, Beteiligung von Nicht-Adeligen an der Lokalverwaltung, Presse- und     Religionsfreiheit, Union mit Siebenbürgen, Bildung einer Nationalgarde.
 
 Zwei Schwachpunkte wiesen diese Aprilgesetze auf: das Verhältnis Ungarns zur     Gesamtmonarchie war nicht definiert und es waren auch keine Rechte für die nationalen     Minderheiten Ungarns vorgesehen. So konnten Konterrevolutionäre die Lage ausnützen und     die neu geschaffene demokratische Ordnung unterminieren.
 
 Die neue Regierung sah sich Bauernunruhen und Aufständen der Nationalitäten     gegenüber, die mehr und mehr die Unterstützung Wiens gewannen. Rumänen und Serben     erhoben sich und stellten Autonomieforderungen, magyarische Herrenhäuser wurden     angegriffen.
 
 Das am 5. Juli in Pest konstituierte Parlament forderte ein eigenständiges ungarisches     Finanz- und Kriegsministerium, was von der Wiener Regierung Ende August abgelehnt wurde.     Am 10. September trat die Regierung Batthyany zurück; jedoch schon eine Woche später     bildete Batthyany eine neue Regierung. Mittlerweile waren der Banus Josip Jellacic mit     Truppen von Süden, slowakische Freiwilligenverbände von Norden in Ungarn eingedrungen.     Erzherzog Stephan legte die Würde eines Palatin (Vertreter des Monarchen in Ungarn)     nieder und floh aus Ungarn. Der zum neuen Oberbefehlshaber der Truppen in Ungarn ernannte     Generalleutnant Franz Philipp Graf Lambert wurde am 28. September auf der Pester Seite der     berühmten Kettenbrücke ermordet. Sein Nachfolger wurde Jellacic.
 
 Nun gewannen die radikalen Kräfte um Kossuth in Ungarn die Oberhand. Als Vorsitzender     des Landesverteidigungsausschusses organisierte Kossuth die Honved (befristet angeworbene     Freiwillige, ab 1867 trug die ungarische Landwehr diese Bezeichnung); er rief zum     Freiheitskampf auf und trieb zum Bruch mit Österreich, den Batthyany immer hatte     vermeiden wollen.
 
 Am 31. Oktober 1848 war die Revolution in Wien niedergeschlagen worden, ungarische     Truppen hatten vorher vergeblich versucht, ihr zu Hilfe zu eilen. Am 2. Dezember hatte in     Olmütz König Ferdinand V. zugunsten seines Neffen Franz Joseph auf den Thron verzichtet.     Dieser Thronwechsel wurde ungarischerseits nicht anerkannt. Die Wiener Behörden lösten     das ungarische Parlament auf und stellten das Land unter Kriegsrecht.
 
 Im Dezember 1848 starteten kaiserliche Kräfte, die bis dahin die Nationalitäten zur     Revolte gegen die Ungarn aufgestachelt hatten, eine Offensive gegen die Ungarn. Nach     einigen Niederlagen der Ungarn setzte ein erfolgreicher Vormarsch der Honved ein, so daß     im Frühjahr 1849 weite Teile Ungarns für Österreich verloren schienen. Die polnischen     Freiwilligen Jozef Bem und Henryk Dembinski errangen in Siebenbürgen viele Siege für     Ungarn. Bei einem dieser Gefechte nahe Schäßburg (heute Sigisora) fiel Sandor Petöfi.
 
 Am 4. März 1849 wurde in Österreich eine zentralistische Verfassung für das     Habsburgerreich oktroyiert, die für Ungarn nur einen Provinzstatus vorsah. Das vor den     vorrückenden österreichischen Truppen zu Jahresbeginn 1849 zusammen mit dem     Verteidigungsausschuß von Pest nach Debrecen verlegte ungarische Parlament proklamierte     am 14. April in der Hauptkirche der Stadt die Unabhängigkeit Ungarns, die Absetzung der     Habsburger und wählte Lajos Kossuth zum Reichsverweser. Die Proklamation begann mit     folgenden Worten:
 
 "Wir, die Nationalversammlung, die den ungarischen Staat gesetzlich vertritt,     versetzen Ungarn durch diese feierliche Erklärung in seine unveräußerlichen     natürlichen Rechte zurück, gliedern es in die Reihe der selbständigen unabhängigen     Staaten Europas ein und erklären das treubrüchige Haus Habsburg-Lothringen vor Gott und     der Welt für alle Zeiten des Thrones für verlustig ..."
 
 Da die österreichischen Truppen mit den Ungarn nicht fertig wurden  dreimal     wurde 1849 der Oberbefehlshaber abgelöst , erbat Franz Joseph von Rußland     Waffenhilfe, die Zar Nikolaus I., der "Gendarm Europas", dem jungen Herrscher     bei einer Zusammenkunft in Warschau im Mai 1849 gewährte. Der Zar hatte auch selbst     Gründe für diese Intervention  er fürchtete, ein siegreiches revolutionäres     Ungarn, wo polnische Freiwillige kämpften, könnte die Fackel des Aufstandes auch in das     russische Polen tragen.
 
 In der ersten Junihälfte 1849 drangen zwei russische Armeen unter Führung des     Statthalters in Polen, Fürst Paskjewitsch, von Norden und Südosten in Ungarn ein,     Jellacic und Fürst Windischgrätz mit ihren Truppen von Westen. Am 13. August mußte     Honved-Oberbefehlshaber Arthur von Görgey bei Vilagos kapitulieren  er tat dies vor     den Russen, nicht vor den Österreichern. Zwei Tage vorher hatte Kossuth sein Amt als     Reichsverweser niedergelegt und diese Befugnisse auf Görgey übertragen. Kossuth und     viele prominente Ungarn flüchteten in das Osmanische Reich und von dort aus nach     Westeuropa bzw. Amerika. Feldmarschall Julius Haynau ließ 13 Honved-Generäle, auch den     kompromißbereiten früheren Ministerpräsidenten Batthyany sowie andere Aufstandsführer     hinrichten, mehrere geflüchtete, so Kossuth und Juhus Andrassy, in effigie. Für die     Ungarn ging er als "Schwarz-gelber Bluthund" in die Geschichte ein. Die Festung     Komarom (Komorn) hielt sich bis Oktober.
 
 Ungarn wurde in fünf Provinzen unter Militärverwaltung eingeteilt, nach Aufhebung des     Besatzungsregimes als Bestandteil der Gesamtmonarchie im Sinne des Neoabsolutismus     verwaltet. Im Oktoberdiplom von 1853 wurden die meisten sozialen Reformen von 1848     bestätigt, die Ungarn leisteten aber passiven Widerstand. Erst nach den Niederlagen     Österreichs von 1859 und 1866 kam es im Jahr 1867 zu dem von Ferdinand Beust     (Österreich), Ferenc Deak und dem inzwischen amnestierten Juhus Andrassy vorbereiteten     Ausgleich. Ungarn erhielt interne Autonomie im Rahmen der Donaumonarchie, nur Währung,     Finanzen, Verteidigung und Außenpolitik sowie der Herrscher waren gemeinsam. Der     emigrierte Kossuth blieb zeit seines Lebens ein Gegner des Ausgleichs, den er als Verrat     an den Ideen von 1848 einstufte. Er starb 1894 in Turin.
 
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 Reformen im 18. Jahrhundert und die Vereinheitlichung in Verwaltung, Verfassung und     Jurisprudenz in der Napoleonischen Ära hatten in Adel und gehobenem Bürgertum der     italienischen Halbinsel den Wunsch nach nationaler Selbständigkeit aufkeimen lassen. Die     Fremdherrschaft wurde nach 1815 in teils wirkungslosen Aktionen von Geheimbünden, so der     Carbonari, bekämpft. Zu offenem Widerstand kam es erst nach der Pariser Julirevolution     1838, doch fehlte den Aufständischen noch die breite Unterstützung der Bevölkerung. Je     nach politischer Anschauung sollte die nationale Führung Italiens entweder durch den     Papst oder den König von Sardinien-Piemont erfolgen. Noch fehlte ein einheitlicher Plan     zur Erreichung des allseits gewünschten Endes der Fremdherrschaft.
 
 Hoffnung setzte man auf den 1846 gewählten Papst Pius IX., dessen Reformpolitik und     Sympathie für nationale italienische Bestrebungen von Österreichs Staatskanzler     Metternich, für den Italien nur ein "geographischer Begriff" war, mißbilligt     wurden. Italienische Nationalisten sahen in ihm, mehr als er wünschte, einen     Nationalheld. Als er sich aber dann 1848 weigerte, Österreich den Krieg zu erklären, war     es mit seiner Popularität dahin. Nach einem Aufstand in Palermo im Jänner 1848 war der     Herrscher des Königreiches beider Sizilien, Ferdinand II. (18311859), zum Erlaß     einer konstitutionellen Verfassung gezwungen. Dem Beispiel folgten bald Sardinien-Piemont,     die Toskana und der Papst im Kirchenstaat.
 
 In dem nach dem Wiener Kongreß Österreich zugeschlagenen Lombardo-Venetianischen     Königreich war seit 1831 Josef Wenzel Radetzky militärischer Oberbefehlshaber. 1848     unterstanden ihm dort 70 000 Mann, ein Drittel der damaligen österreichischen Armee.     Die revolutionären Ereignisse hatte er seit einiger Zeit kommen sehen. Erster Vorbote war     im Jänner 1848 der sogenannte Zigarrenrummel, Proteste gegen das österreichische     Tabakmonopol. Auf die Nachricht vom Ausbruch der Revolution in Wien am 13. März 1848     erhoben sich am 17. März Venedig und einen Tag später Mailand. In Venedig proklamierten     die aus der Haft befreiten Daniele Manin und Niccolo Tommaseo die unabhängige Republik     San Marco. In Mailand beschloß nach fünftägigen Straßen- und Barrikadenkämpfen (den     berühmten "Cinque Giornati") Radetzky angesichts der Erhebung auch der     Landbevölkerung und in Gewißheit des Eingreifens des Königreiches Sardinien, die Stadt     zu räumen und sich mit seinen Truppen in die Gegend des "Festungsviereckes"     (Verona, Peschiera, Mantua, Legnago) zurückzuziehen. Dies geschah in der Nacht auf den     24. März.
 
 Sardinien-Piemont unter seinem König Carlo Alberto ergriff die Partei der     Aufständischen, seine Truppen rückten am 25. März in die Lombardei ein, besetzten     Mailand und stießen sogar in den Bereich des Festungsviereckes vor. Aus den Herzogtümern     Parma-Piacenza und Modena, aus dem Kirchenstaat, sogar aus der Toskana (deren Großherzog     Leopold II. ein Cousin des österreichischen Kaisers war) stießen Freiwillige als     Verbündete zu den Aufständischen. 30 000 Mann unter dem Befehl des päpstlichen Generals     Durango besetzten von Ferrara aus im Rücken Radetzkys die venetianischen Städte Padua,     Vincenza und Treviso und suchten den von Görz aus anrückenden Verstärkungen für die     kaiserlichen Truppen den Weg nach Verona zu verlegen.
 
 Ein erster Sieg über die Piemontesen gelang den Österreichern am 6. Mai 1848 bei     Santa Lucia (am westlichen Stadtrand von Verona). In dem von der Revolution erschütterten     Wien war man zur Nachgiebigkeit gegenüber Sardinien-Piemont bereit, Radetzky, den     inzwischen Verstärkungen erreicht hatten, war aber bereits in die Offensive     übergegangen. Ein Vorstoß auf Goita war erfolglos, mit zwei Armeekorps eroberte er aber     Vicenza, Padua und Treviso zurück, so daß die Terra Ferma, das venetianische Festland,     wieder in seiner Hand war. Nachdem weitere Verstärkungen aus dem Inneren der Monarchie     angerollt waren, konnte Radetzky Carlo Alberto bei Curtatone, Sommacampagna und dann am     25. Juli entscheidend bei Custoza (alle südwestlich von Verona) schlagen. Zehn Tage     später standen die Österreicher vor Mailand, in das Radetzky am 6. August wieder einzog.     Am 9. August wurde der Waffenstillstand von Salasco geschlossen.
 
 Nachdem der Waffenstillstand Mitte März von Carlo Alberto aufgekündigt worden war,     hatte Radetzky die österreichischen Truppen binnen vier Tagen bei Pavia zusammengezogen.     Sie überschritten am 20. März 1849 die Grenze zu Piemont, siegten am 21. März bei     Mortara und am 23. März bei Novara. Ein Aufstand im lombardischen Brescia wurde vom     österreichischen General Julius Haynau unter Einsatz eines ganzen Armeekorps mit     besonderer Härte niedergeworfen, dies trug ihm die Bezeichnung "Hyäne von     Brescia" ein.
 
 Der sardische Kronprinz Viktor Emanuel begab sich persönlich in das österreichische     Lager bei Vignale, es gelang ihm dort unter Hinweis auf die schwierige innere Lage seines     Königreiches, von Radetzky eine Milderung der Waffenstillstandsbedingungen zu erreichen.     In Wien wurde dies nichtig aufgenommen. Am 26. März wurde in Novara der Waffenstillstand     unterzeichnet, der Feldzug war damit nach nur 100 Stunden Dauer zu Ende. Carlo Alberto     dankte ab. Eine Besetzung Piemonts lehnte Radetzky ab, er wollte seine Armee nicht     verzetteln, auch weil die Revolution in Österreich noch nicht niedergeworfen war      in Ungarn wurde zu dieser Zeit schwer gekämpft.
 
 Der Friede von Mailand vom 6. August 1849 stellte die alten Zustände wieder her. Kurz     darauf mußte auch Venedig nach einer Land- und Seeblockade, die zu Hunger und Seuchen in     der Stadt geführt hatte, am 22. August vor Radetzkys Truppen kapitulieren. Als Zivil- und     Militärgouverneur hielt Radetzky in den folgenden Jahren Ruhe und Ordnung im     Lombardo-Venetianischen Königreich mit eiserner Strenge aufrecht.
 
 Der 1848 aus Parma vertriebene Herzog Karl II. dankte am 14. März 1849 nach     Proklamation des Anschlusses an Sardinien-Piemont durch die provisorische Regierung     zugunsten seines Sohnes Karl II. ab. Dieser konnte schon im April 1849 mit     österreichischer Hilfe nach Parma zurückkehren. Großherzog Leopold II. der Toskana     hatte im Februar 1849 vor radikalen Demokraten unter F. A. Guerazzi fliehen müssen.     Dessen Herrschaft wurde im April 1848 ebenfalls durch österreichische Truppen beseitigt,     unter deren Schutz Leopold nach seiner Rückkehr einen reaktionären Kurs einschlug und     1852 die Verfassung aufhob.
 
 Revolutionäre Unruhen im Kirchenstaat, in deren Verlauf der päpstliche Minister     Pellegrino Rossi ermordet worden war, hatten Papst Pius IX. im November 1848 zur Flucht     nach Gaeta bewogen. Im Februar 1849 riefen Giuseppe Mazzini und der Freischärlerführer     Giuseppe Garibaldi" im idealen Zentrum der Nation" die Römische Republik aus,     der Papst rief Österreich, Frankreich und Neapel-Sizilien zu Hilfe. Österreichische     Truppen besetzten im April 1849 den nördlichen Teil des Kirchenstaates, die Franzosen Rom     nach heftigen Kämpfen kurze Zeit später. Papst Pius kehrte erst 1850 nach Rom zurück,     wo im Einverständnis mit Österreich, aber gegen das Drängen Frankreichs, die alte     Ordnung wiederhergestellt wurde.
 
 In Neapel hatte Ferdinand II. schon im Mai 1848 durch einen reaktionären Staatsstreich     die wenige Monate zuvor gewährte Verfassung außer Kraft gesetzt. Er bekämpfte den     sizilianischen Aufstand, der sich bis 1849 hinzog, mit allen Mitteln, so daß er sich den     Haß der Bevölkerung zuzog  er wurde "Rebomba" genannt. Von seiner     Schreckensherrschaft ließ er trotz britischer und französischer Vorstellungen nicht ab.     1859 erlag er den Folgen eines drei Jahre vorher auf ihn verübten Attentats.
 
 Nachdem die beiden Revolutionsjahre in einer für die Italiener aussichtslos     erscheinenden Lage geendet hatten  fast überall kam es in der Folge zu harten     Unterdrückungen nationaler und liberaler Bewegungen , richtete sich die Hoffnung     der Patrioten auf Sardinien-Piemont unter dem neuen König Viktor Emanuel II., dem     einzigen italienischen Staat, in dem die 1848 gewährte Verfassung bestehen blieb. Den     Utopien eines italienischen Fürstenbundes unter päpstlichem Vorsitz und dem radikalen     republikanischen Programm eines Mazzini setzte er in der Folge das Ideal eines     Königreichs Italien unter  sardisch-piemontesischer Führung entgegen.
 
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 Frankreich erlebte unter dem "Bürgerkönig" Louis-Philippe (18301848)     die goldenen Tage bürgerlichen Unternehmertums. Mit der Entwicklung der kapitalistischen     Wirtschaft gab es auch die Anfänge eines Proletariats und die ersten Regungen     sozialistischer Ideen. Die vom Bürgertum vertretene Politik des "Juste milieu"     wurde von den extremen Parteiungen von rechts und links, den bourbonischen Legitimisten,     den Bonapartisten, deren Präsident Louis Napoleon 1836 und 1840 Putschversuche     unternommen hatte, 1846 aus dem Gefängnis nach England floh und dort seine Stunde     abwartete, und den Republikanern bekämpft.
 
 Seit Louis-Philippe sich ab 1844 an das von Metternich konservativ organisierte Europa     annäherte, verstärkte sich die Opposition in Frankreich, zu der auch die Intelligenz und     Studenten stießen. Die Wirtschaftskrise 1846/47 (Folge u. a. von einer     Kartoffelkrankheit und von industrieller Überproduktion) und die dadurch ausgelöste     Hungersnot radikalisierte das neue Proletariat. "Reformbankette" mit Forderungen     vor allem nach einer Reform des herrschenden Zensus-Wahlrechts und der Errichtung von     Nationalwerkstätten zur Arbeitssicherung wurden verboten. Dieses Verbot bewog Studenten     und Arbeiter zu Demonstrationen; am 22. Februar 1848, einen Tag später, kam es zu     Barrikadenkämpfen, und am 24. Februar erfolgte ein Sturm auf das Palais Royal. Heinrich     Heine bewunderte in diesen Tagen das "Talent der Franzosen beim Barrikadenbau".     Demonstranten drangen in den Sitzungssaal der Kammer ein und erzwangen die Proklamation     der Republik. Der "Bürgerkönig" Louis-Philippe dankte ab und floh nach     England. Wie in der Julirevolution 1830 war in "drei glorreichen Tagen" der     Umsturz vollzogen, wie 1789 war eine Reform in eine Revolution übergegangen. In der     Provinz wurde die Revolution aber als eine in Paris und in erster Linie für die Pariser     gemachte Umwälzung angesehen.
 
 Die proklamierte Zweite Republik trug nicht rechtsbürgerlich-konstitutionelle, sondern     linksbürgerlich-republikanische und auch sozialistische Züge, die die Furcht der Bürger     und Bauern vor gesellschaftlichem Umsturz weckten. Arbeitsminister Louis Blanc, ein     sozialistischer Theoretiker, verkündete das "Recht auf Arbeit" und errichtete     Nationalwerkstätten zur Beschäftigung von Arbeitslosen, Innenminister Alexandre-Auguste     Ledru-Rollin war Vorkämpfer des allgemeinen und gleichen Wahlrechtes, das am 4. März     verkündet wurde. Der romantische Dichter Alphonse de Lamartine richtete als     Außenminister ein Manifest an Europa: Die Französischen Revolutionäre von 1848 würden     nicht wie jene von 1792 Revolutionsideen mit Feuer und Schwert verbreiten, betonte jedoch,     daß die Verträge von 1815 in den Augen der Franzosen nicht mehr existierten.
 
 Die Wahlen zur Nationalversammlung brachten in der 900 Sitz fassenden     Nationalversammlung der bürgerlich-gemäßigten Mehrheit 450 Sitze. Die radikalen     Republikaner erhielten 200 Sitze, ebenso viele die Anhänger des abgeschafften     "Bürgerkönigtums". 50 Sitze fielen an die Anhänger der 1830 gestürzten     Bourbonen. Die bürgerliche Mehrheit wandte sich ebenso gegen eine auswärtige     Interventionspolitik, z. B. in Polen oder Italien, wie gegen eine radikale     Entwicklung im Inneren.
 
 Radikale Elemente, denen der parlamentarische Weg zur Macht versperrt war,     veranstalteten Straßendemonstrationen unter Führung des Sozialisten Louis-Auguste     Blanqui, der die Rote Fahne statt der Trikolore und eine "Diktatur des     Proletariats" anstrebte. Als der Vollzugsausschuß der Nationalversammlung die     Nationalwerkstätten wegen Unrentabilität schloß, kam es zum Juni-Aufstand der Arbeiter.     Nicht nur Großbürgern, sondern auch Kleinbürgern und der Masse der ländlichen     Bevölkerung saß die Angst vor einem zweiten Robespierre und einer neuen Terrorherrschaft     im Nacken. Wieder wurde nach einem "starken Mann" gerufen und in Kriegsminister     General Louis-Eugene Cavaignac gefunden. Im Auftrag der gewählten Volksvertretung ließ     er die "rote Gefahr" zusammenschießen, die mehrtägigen Straßen- und     Barrikadenkämpfe in Paris forderten Tausende Tote.
 
 Die von der Nationalversammlung am 4. November 1848 beschlossene Verfassung suchte     "Ordnung mit Freiheit" zu verbinden und eine durch allgemeines und gleiches     Wahlrecht konstituierte und durch Gewaltentrennung ausbalancierte Republik zu errichten.     Die Exekutive wurde einem vom Volk direkt für vier Jahre gewählten, nicht     wiederwählbaren Präsidenten übertragen, die Gesetzgebung einem Ein-Kammer-Parlament.     Die gemäßigten Republikaner nominierten Cavaignac zum Kandidaten für das     Präsidentenamt, die von Tag zu Tag an Stärke gewinnende "Partei der Ordnung"     den aus dem Exil zurückgekehrten Prinzen Louis Napoleon. In dem Neffen Napoleons I. und     bonapartistischen Prätendenten sah sie den berufenen Retter der Nation. Als     Wahlpropaganda diente die zum Mythos gesteigerte Napoleon-Legende. Das Wahlversprechen     hatte der Neffe vom Onkel übernommen  nämlich so wie dieser 1799 nun 1848 die     Anarchie zu beenden und Ruhe und Ordnung wiederherzustellen.
 
 Am 10. Dezember 1848 wurde Louis Napoleon mit 5,4 Millionen Stimmen zum französischen     Präsidenten gewählt, auf Cavaignac entfielen 1,4 Millionen, auf Ledru-Rollin     400 000, auf Lamartine nur 11 000 Stimmen. Wie die meisten Wähler sah Louis     Napoleon in der Präsidentschaft nur das Sprungbrett zum Kaisertum  unter Belebung     bonapartistischer Traditionen steuerte er gleich auf ein persönliches Regiment zu.     Erleichtert wurde ihm das durch das allgemeine Sicherheitsbedürfnis gegen die Gefahr des     sozialen Umsturzes, die Haltung der Kammer und den Gegensatz zwischen den Bourbonen und     der Dynastie Orleans, der die Wiederherstellung des Königtums nicht zuließ. Da sich die     Kammer Napoleons Forderung nach Wiederwählbarkeit des Präsidenten und voller     Wiederherstellung des 1850 eingeschränkten allgemeinen Wahlrechts versagte, setzte er mit     dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 die Verfassung außer Kraft, genau ein Jahr später     ließ er sich zum Kaiser der Franzosen ausrufen. Beide Staatsstreiche waren nachträglich     durch Volksabstimmungen mit großer Mehrheit gebilligt worden.
 
 Napoleon I. hatte fünf Jahre gebraucht, um vom Ersten Konsul zum Kaiser zu avancieren,     sein Neffe nur vier Jahre vom Präsidenten zum Kaiser. Er sollte sich 18 Jahre  um     acht Jahre länger als sein Onkel  auf dem Kaiserthron halten, den er nicht zuletzt     durch die Ereignisse im Zusammenhang mit der Vollendung der kleindeutschen Revolution von     oben durch Bismarck und Moltke verlor.
 
 
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