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Fernwirkungen der Vertreibung

 
     
 
Am 23. Dezember fanden in Serbien Parlamentswahlen statt, bei denen erwartungsgemä die Demokratische Opposition Jugoslawiens (DOS) die Nase vorn hatte.Im Vorfeld diese Urnenganges fanden eingehende Analysen jener anderen, entscheidenden Wahl vom 24 September statt, bei der Kostunica und die DOS den Sieg über Slobodan Milosevic un dessen Koalition aus Sozialisten und Kommunisten (SPS bzw. JUL) davongetragen hatten Dabei stellte sich die Frage: Wo lagen in der wirtschaftlich besonders wichtigen Wojwodin sowie in anderen Landesteilen die Hochburg
en der Milosevic-Kräfte?

Die Belgrader Wochenzeitschrift "Vreme" (Zeit) veröffentlichte dazu in ihre Ausgabe vom 5. Oktober aufschlußreiche Daten. Demnach erhielten Milosevic und desse rot-rote Koalition in der Wojwodina in den Wahlbezirken Batschka Palanka (Backa Palanka) Hodschag (Odzaci), Werschetz (Vrsac) und Betschkerek (Zrenjanin) die Mehrheit de abgegebenen Stimmen.

Beleuchtet man dieses Ergebnis näher, so stößt man auf einen Zusammenhang vo grundsätzlicher Bedeutung. In der Wojwodina lebten bis 1945 etwa 335 000 Deutsche, wa einem Anteil von 22 Prozent an der Gesamtbevölkerung entsprach. Doch ausgerechnet in de Bezirken Batschka Palanka und Hodschag in der Region Batschka stellten die Donauschwabe die absolute Mehrheit, und in denen von Werschetz und Betschkerek im Banat lag ihr Antei bei immerhin einem Drittel.

Nach 1945 wurden die "leeren Häuser" der vertriebenen Deutschen mi serbischen Kolonisten aus kroatischen und südserbischen Gebieten besiedelt – hauptsächlich Kommunisten und "verdienten Kämpfern" aus Tito Partisanenbewegung. In den 1990er Jahren kamen dann noch mehr als 100 000 serbisch Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten hinzu.

Die ethnische Zusammensetzung der Wojwodina hat sich nach 1945 grundlegend verändert Die in den ehemaligen deutschen Wohngebieten angesiedelten Serben dominieren politisc nicht nur die noch vorhandenen Minderheiten – vor allem die große ungarisch Volksgruppe –, sondern auch die alteingesessene, mitteleuropäisch geprägt serbische Bevölkerung. Nach Angaben von "Vreme" kommt genau aus de Ballungszentren der Kolonisten und Flüchtlinge die Masse der Stimmen für Sloboda Milosevic.

Darüber hinaus gehören die Grenzgebiete zum Kosovo zu den wichtigste Einflußgebieten der EU-feindlichen linksradikalen Kräfte Serbiens.

Für die politische Öffentlichkeit im Westen, die Jugoslawien in international Organisationen eingliedern will, aber auch für die maßgeblichen Politiker in Belgra stellt sich die Frage, ob die serbisch-mitteleuropäische Scharnierfunktion der Wojwodin anerkannt wird. Geschieht dies, so darf man die nach der Vertreibung der Donauschwaben zu beobachtende teilweise Balkanisierung des Raumes nicht durch neue massiv Flüchtlingsansiedlungen weiter verstärken. Franz Huttere
 
     
     
 
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