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Marketing auf den Spuren der alten Schweden

 
     
 
Der grenzüberschreitende Tourismus in Pommern und Brandenburg steckt erst in de Kinderschuhen. Darüber waren sich die Teilnehmer des XV. Deutsch-Polnische Unternehmerforums im Ostseebad Zinnowitz am 23. September einig. Dennoch erregte de Seminartitel "Deutsch-Polnische Grenzregion – eine touristische Chance?" Widerspruch. Die polnische Hotelmanagerin Ewa Szczepanska aus dem Badeort Misdroy auf de Insel Wollin wollte das Fragezeichen unbedingt durch ein Ausrufungszeichen ersetzen.

Und sie hat zweifellos recht: Mittelfristig wird es – nicht zuletzt durch de polnischen EU-Beitritt
– zu einem touristischen Zusammenwachsen der durch die Oder-Neiße-Grenze geteilten Region kommen. Von der Schönheit und Unberührtheit de Natur, die ganz Pommern kurz vor dem Zweiten Weltkrieg mit acht Millionen jährliche Übernachtungen zum beliebtesten Urlaubsland im Deutschen Reich (vor Bayern und Schlesien machte, ist vergleichsweise wenig zerstört worden.

Vorpommern mit seinen touristischen "Leckerbissen" Darß, Zingst, Hiddensee Rügen und Usedom ist nach 1990 in der bundesdeutschen Tourismusstatistik zusammen mi Mecklenburg auf Platz drei hinter Bayern und Schleswig-Holstein aufgerückt. Die Infrastruktur hat einen Aufschwung erlebt, und die Gastronomie sowie das Hotelgewerb wurden in kurzer Zeit erheblich ausgebaut (schon 1996 konnten wieder 10,8 Millione Übernachtungen registriert werden). Ehrgeizige Großprojekte wie die Sanierung de ältesten deutschen Seebades in Heiligendamm sind in Planung.

Im Bundesland Brandenburg werden touristisch kleinere Brötchen gebacken. Beleben wirken die zahlreichen Berliner Ausflügler, die auch abgelegenere Landstriche wie da Oderbruch erkunden. Als Hemmnis für die Einbeziehung der östlich der Oder gelegene Teile Brandenburgs in den Wochenendtourismus erweisen sich die fehlenden Brücken un Fährverbindungen. Zu DDR-Zeiten hatte man an dieser sogenannte "Friedensgrenze" alles unterlassen, was irgendwie die Begegnung zwischen de Menschen fördern konnte.

Das Befahren der Oder und des reizvollen Unterlaufs der Warthe mit Sportbooten war zu Beispiel bis 1989 fast unmöglich. Erst seit kurzem ist man aus der touristische Lethargie erwacht, und deutsche und polnische Gemeinden arbeiten mit dem Projek "Wassertourismus in der Euroregion Viadrina" an einem Neuanfang.

Erfreulich ist auch, daß seit 1990 in Brandenburg ca. 1600 Kilometer Radweg entstanden sind, die naturnah die Reize der märkischen Landschaft erschließen. Besonder Aufmerksamkeit verdienen die Fernradwanderwege "Berlin-Stettin" un "Oder-Neisse".

Großen Nachholbedarf in Sachen Infrastruktur haben Mittel- und Hinterpommern, die sei der polnischen Regionalreform von 1998 die Wojewodschaften "West-pommern" un "Pommern" bilden. Die Probleme beginnen schon bei der viel zu geringen Zahl vo Grenzübergängen. Wichtige Fortschritte wie die Fortführung der 1997 teil wiederhergestellten Usedomer Bäderbahn bis nach Swinemünde lassen auf sich warten.

Charakteristisch ist auch die Beschwerde Szczepanskas, daß es nach Misdroy nich einmal eine ordentliche Zufahrtsstraße gebe. Außerdem müsse dringend ein grenzüberschreitende Buslinie zu den Kurorten auf der Insel Wollin eingerichtet werden so die Hotelmanagerin.

In der Gunst deutscher Feriengäste liegen die beiden stark agrarisch geprägte pommerschen Wojewodschaften im polnischen Vergleich an dritter Stelle hinter Masuren un dem Riesengebirge. Wie Ewa Duchowska vom 1997 eröffneten Polnischen Fremdenverkehrsamt in Berlin ausführte, kommen die meisten Besucher mit dem eigenen Auto und übernachten in Hotels. Sehr viele interessieren sich für kulturelle Ziele in den Städten, wobei nich selten die Suche nach den Spuren der eigenen Vorfahren im Mittelpunkt steht.

Die Erholung in der zu 35 Prozent aus Waldflächen und zu sechs Prozent aus Gewässer bestehenden Landschaft der Wojewodschaft "Westpommern" (zum Vergleich: die entsprechenden Durchschnittswerte der westdeutschen Bundesländer liegen bei 29,6 bzw. 1, Prozent) sowie günstige Einkaufsmöglichkeiten sind weitere Einreisemotive.

Zusammen mit den schier endlosen Ostseestränden begründen die naturräumliche Voraussetzungen nach Meinung Wojciech Poczateks das Fernziel, den Tourismus zu wichtigsten Wirtschaftszweig auszubauen. In seiner Funktion als Vize-Direktor de Departements für Strategie, Entwicklung und Raumplanung im Marschallamt der Wojewodschaf skizziert Paczatek seinen Wunschzettel: Aufbau von Fahrradrouten und Wanderwegen Förderung der ländlichen Gebiete unter dem Stichwort "Urlaub auf de Bauernhof" und vor allem Maßnahmen zur Verlängerung der bisher praktisch nur sech Wochen währenden Saison.

Letzteres ist neben der Werbung für unbekanntere Landesteile auch das Hauptanliege der Tourismus-Planer in Vorpommern und Brandenburg. Der mit EU-Geldern gefördert grenzüberschreitende Urlaubsverkehr ist hier ein wichtiger Ansatzpunkt.

Aus den Brüsseler INTERREG-Töpfen wird zum Beispiel die Ausarbeitung eine "Strukturkonzepts Usedom-Wollin" finanziert. Konkrete Erfolge sind schon jetz in Ueckermünde zu beobachten, wo polnische Gäste in Geschäften und Restaurants in Zlot bezahlen können, da die örtliche Sparkasse einen Umtausch in DM gewährleistet.

Einmal monatlich berichtet aus dem Stettiner Funkhaus das "Radio Pomerania" in polnischer und deutscher Sprache über neueste grenzüberschreitende Verbesse-rungen Ein aktueller Anlaß zur Freude ist die für den 1. Januar 2000 geplante Öffnung de Grenzüberganges Hintersee für Busse und Radfahrer. Der Anfahrtsweg nach Stettin, fü den bisher der Übergang Pomellen an der brandenburgischen Landesgrenze genutzt werde mußte, wird damit für viele Ausflügler aus Vorpommern deutlich verkürzt.

Bis heute beeinflussen allerdings auch Vorbehalte oder Rücksichten auf vermeintlich Ängste die Nutzung touristischer Möglichkeiten. Deutlich wird dies am Beispiel de plakativsten Vorhabens in der "Euroregion Pomerania": der Einrichtung eine grenzüberschreitend konzipierten "Historischen Schwedenstraße". Statt auf de Spuren Arndts oder Bismarcks die ganz Pommern verbindende brandenburgisch-preußisch Vergangenheit mit einer Route zu erschließen, wird auf die Episode der schwedische Präsenz in Vorpommern Bezug genommen (1648-1815).

Einen Zweck dürfte die kulturhistorisch sicher reizvolle "Historisch Schwedenstraße" mit ihrer Verknüpfung von Baudenkmälern und Naturschönheite bestimmt erfüllen: nämlich mehr schwedische Touristen ins Land locken als jene 28 00 Besucher des Vorjahres
 
     
     
 
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