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          Mit dem Namen des CDU-Bundestagsabgeordneten Günter Nooke weiß     man bei-spielsweise in Konstanz am Bodensee oder in Lörrach im Schwarzwald     reichlich wenig anzufangen. Anders verhält es sich aber damit in Mitteldeutschland, in     Brandenburg und vor allem in der Lausitz. Denn von dort stammt der 1958 geborene studierte     Physiker, der in den 80er Jahre   n dann und wann als Bürgerrechtler kirchlicher Kreise in     der DDR von sich reden machte. In der Wendezeit näherte er sich dem Bündnis 90 und war     bei den letzten DDR-Volkskammerwahlen erfolgreich.
       Mit seinem Bündnis 90 wurde Nooke schließlich Mitglied des Landtages in Brandenburg,     wo er sich vor allem für ökologische Fragen engagierte. Im Untersuchungsausschuß zu den     Stasi-Vorwürfen gegen Ministerpräsident Stolpe war Nooke mit von der Partie, zog dann     aber nach Kritik des Verfahrens schließlich auf spektakuläre Weise wieder aus.
       Nooke, von Freunden nicht selten als Querkopf bezeichnet, dem die Physik doch mehr     bedeute als die Metaphysik, wollte in der Folge der Vereinigung der Grünen mit dem     Bündnis 90 nicht mitmachen und schied schließlich nach scharfen Kontroversen mit Stolpe     1994 aus dem Potsdamer Landtag aus.
       Doch lange hielt es der politische Wandersmann ohne politische Aktivitäten nicht aus:     Ende 1996 trat Nooke in die CDU ein und schaffte 1998 gar den Weg in den Bundestag. Klar,     daß Nooke dort nicht in der ersten Reihe seiner neuen Parteifreunde sitzt, sondern eher     im Mittelfeld angetroffen wird. Klar auch, daß man dort von Zeit zu Zeit durch     spektakuläre Stellungnahmen sich in Erinnerung bringen muß. Und das hat Nooke dieser     Tage in doch recht befremdlicher Weise getan.
       Für eine neue Form einer Jugendfeier hat er sich, wie es heißt, nachdrücklich     ausgesprochen. Dabei mutet es schon etwas scheinheilig an, wenn der einstige     Bürgerrechtler im selben Atemzug versichert, den Kirchen dürfe damit keine Konkurrenz     gemacht werden. Das riecht nach dem zu waschenden Pelz, der aber nicht naß werden soll.
       Der Verdacht liegt nahe, daß der heutige CDU-Mann in einer tatsächlich bestehenden     Problematik ganz einfach mitmischen will. Ob im Altertum oder in der Neuzeit, immer     bildete der Gang über die Schwelle zum Erwachsensein den Wunsch nach einem Ritual, das     dem neuen Lebensabschnitt wirklich Bewußtsein verschaffen sollte. Die Metaphysik der     christlichen Welt nimmt dies seit annähernd 2000 Jahren besonders ernst, sei es nun bei     den Katholiken die Erste Kommunion oder bei den Protestanten die Konfirmation. In der     Vorbereitung auf diese Rituale liegt nicht nur Unterweisung in christlicher Denkweise,     sondern sie bezieht sich insbesondere auf das Verständnis und die Verinnerlichung der     Gebote Gottes, die überall und für alle gelten. Leider sind Kommunion und Konfirmation     aber gleicherweise den profanen Wettläufen entsprechend von ihrer eigentlichen Aufgabe     immer entfernter, die Teilnehmerzahlen nehmen ab  und die Radikalität der     Jugendlichen nimmt zu. Es ist eben so: Jugendkriminalität hat auch etwas mit dem Mangel     an Wissen um Gott zu tun.
       Andererseits feiert die im SED-Staat über Jahrzehnte hinweg praktizierte Jugendweihe     in Mitteldeutschland wieder fröhliche Urständ. Walter Ulbricht hatte um die Bedeutung     der Bewußtseinsbildung bei den Jugendlichen gute Kenntnis, getreu seiner Ideologie aber     das Göttliche gründlich verbannt.
       Günter Nooke weiß natürlich um diese Dinge und ist jetzt sozusagen auf der Suche     nach einem "Dritten Weg". Solche Jugendfeiern, so meint er denn treuherzig,     sollten "von Personen aus den bürgerlichen Parteien, der Wirtschaft, vielleicht aus     der evangelischen oder katholischen Akademie" getragen werden. Und schließlich: So     könne "eine bekenntnisfreie, aber nicht antichristliche, antiklerikale und     antikapitalistische Jugendweihe" entstehen.
       Was, bitteschön sind aber bürgerliche Parteien? Und ist mit Wirtschaft etwa eine     Gilde von Pfeffersäcken gemeint? Und warum gerade die evangelische Akademie, deren     jahrzehntelange Linkslastigkeit und IM-Verstrickung beispielsweise in Berlin hinlänglich     bekannt sind? Sollten diese Gruppierungen etwa Gottes tiefe Bedeutung auf den neuen     Lebensweg der Menschen vermitteln?
       Nooke, dessen Partei ausgerechnet das "C" als ersten Buchstaben im Namen     führt, hat einen "genialen" Gedanken gefunden, dessen "Genialität"     exakt dem Zeitgeist der allgemeinen Verweltlichung und mit Multimedia umschriebenen     Verflachung entspricht. Seine Eingebung wird ihn sicherlich nun auch in Konstanz oder     Lörrach bekanntmachen  allerdings, so steht zu hoffen, in nicht gerade erfreuter     Weise.
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