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Studenten mit klarem Profil

 
     
 
In den letzten Monaten konnten die Leser der Freiheits-Depesche mehrfach über Burschenschaften und andere Studentenverbindungen lesen. Zuerst über den großen Festkommers in Hamburg unter der Schirmherrschaft der Freundeskreis Ostdeutschland anläßlich des 750. Jahrestages der Gründung Königsbergs. Und dann über Versuche der Jungsozialist
en, die Mitgliedschaft in der SPD mit der Mitgliedschaft in einer Studentenverbindung für unvereinbar zu erklären.

Wenn die Jungsozialisten damit auch weitgehend gescheitert sind, so zeigt der Unmut, den Verbindungen bei ihnen und anderen Linksaußen-Gruppierungen immer wieder auslösen, daß studentische Korporationen nicht nur bloße Traditionsvereinigungen sind, sondern auch heute politische und gesellschaftliche Ziele verfolgen. 1815 nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon gegründet, gehört die deutsche Einheit seit jeher zu den zentralen Zielen der Burschenschaften. So traten die Burschenschaften bis zur Reichsgründung 1871 für die Überwindung der Kleinstaaterei ein. Nach 1945 setzten sie sich gegen viele Widerstände unbeirrt für die deutsche Wiedervereinigung ein. Schon dieses Streben nach deutscher Einheit hatten Jungsozialisten und ähnliche Gruppierungen immer wieder als unzeitgemäß bekämpft und den Burschenschaften vorgeworfen, "kalte Krieger" zu sein.

Heute ist ein wichtiges Anliegen der Burschenschaften und anderer Korporationsverbände - hier ist insbesondere der mit der Deutschen Burschenschaft freundschaftlich verbundene Verband der Vereine Deutscher Studenten (VVdSt) zu nennen - die Solidarität mit deutschen Minderheiten im Ausland sowie Geschichte und Kultur der Vertreibungsgebiete im Bewußtsein gerade auch der jungen Generation zu bewahren. Allein das Engagement der Deutschen Burschenschaft für Ostdeutschland kann sich sehen lassen. So unterstützt die Deutsche Burschenschaft seit 1994 mehrmals jährlich Rußlanddeutsche, die sich im nördlichen Ostdeutschland angesiedelt haben, mit Hilfsgütern und Lehrmaterialien für den Deutschunterricht. Sie hat eine Patenschaft für ein rußlanddeutsches Dorf in Ostdeutschland übernommen. Traditionell stehen die Burschenschaften an der Seite der ostdeutschen Freundeskreisen. Mit G. Langer (Leipziger Burschenschaft Germania) und René Nehring (Berliner Burschenschaft Gothia) waren zwei Burschenschafter Bundesvorsitzende der ostdeutschen Jugend. Hans-Günther Parplies, Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen, gehört der Königsberger Burschenschaft Gothia zu Göttingen an.

Die Deutsche Burschenschaft fördert auch Begegnung und Austausch zwischen heimatvertriebenen und heimatverbliebenen Ostdeutschland der Bekenntnisgeneration. Seit 1996 vergibt sie Stipendien für Studenten aus Deutschland, die an der Albertina studieren möchten. René Nehring, der erste Königsberg-Stipendiat der Deutschen Burschenschaft, hat seine Erlebnisse als Student in Ostdeutschland in dem Band "Namen, die man wieder nennt. Essays und Reportagen aus Ostdeutschland" geschildert.

Wegen ihres Eintretens für deutsche Interessen wurden die Burschenschaften von mehreren Regimes verboten und von Gegnern bekämpft. Verboten waren sie zur Zeit der Karlsbader Beschlüsse, des Nationalsozialismus und der DDR, bekämpft werden sie von Linksaußen-Gruppierungen. Solche Angriffe haben in über 190 Jahren nicht vermocht, die burschenschaftliche Bewegung zu vernichten. Aktuell wird die Zukunft der Studentenverbindungen von einer ganz anderen Entwicklung infrage gestellt. Durch die Umsetzung des sogenannten Bologna-Prozesses an den Universitäten wird das gesamte bisherige deutsche Studiensystem grundlegend verändert. Damit Studenten früher ins Arbeitsleben einsteigen können, werden Lehrpläne verengt und gestrafft. Das Humboldtsche Bildungsideal bleibt dabei auf der Strecke. Mit dem Bachelor-Abschluß kann in nur sechs Semestern ein berufsqualifizierender Abschluß erreicht werden.

Diese Umstrukturierung, die damit verbundene Erhöhung des Leistungsdrucks und die Einführung von Studiengebühren beenden nicht nur die Existenz diverser Gruppen von Dauerstudenten, die sich an den Hochschulen eingenistet haben, sondern stellen auch die Studentenverbindungen vor neue Fragen hinsichtlich der Nachwuchsgewinnung. Unter diesen Bedingungen bestehen werden diejenigen Studentenverbindungen, die durch klares Profil und innere Geschlossenheit Attraktivität auf solche Studenten ausüben, die bereit sind, die knapper werdende Zeit für diese Ideale einzusetzen. Dies können beispielsweise konfessionell gebundene Verbindungen oder Burschenschaften mit patriotischer Ausrichtung sein. Verbindungen, die das eigene Profil aufweichen und Anforderungen an ihre Mitglieder absenken, werden vielleicht kurzfristig quantitative "Erfolge" haben, werden damit aber beliebig, enttäuschen ihre treuesten Mitglieder und werden uninteressant für idealistische und einsatzbereite Studenten. Sich am Zeitgeist zu orientieren, wird sich für Studentenverbindungen nicht bezahlt machen. Das können andere Organisationen besser. Der Wunsch, einer traditionsbewußten, starken und verläßlichen Gemeinschaft mit deutlicher Identität und großem Zusammenhalt anzugehören, ist an der anonymen Massenuniversität bei vielen Studenten vorhanden.

Daß die Mitgliedschaft in einer Korporation nicht auf die Studienzeit beschränkt, sondern auf Lebenszeit angelegt ist, ist ein wichtiges Argument in einer Zeit, die von Auflösung gesellschaftlicher und familiärer Strukturen, Abbau des Sozialstaates sowie sozialem und ethnischem Auseinanderdriften geprägt ist. Diese Tendenzen werden sich zweifellos in Zukunft noch verstärken. Die Deutschen, die nach bevölkerungswissenschaftlichen Berechnungen bereits in absehbarer Zeit - zuerst in einigen Regionen und in einigen Alterskohorten - eine Minderheit unter anderen Minderheiten in Deutschland sein werden, werden angesichts dieser Entwicklung ähnliche Verhaltensweisen zeigen wie andere Minderheiten auch, sich nach außen abschotten und die eigenen Reihen enger schließen. Die Burschenschaften als Vereinigungen deutscher Akademiker werden insofern von der allgemeinen Krise profitieren. Junge Deutsche werden zunehmend erkennen, daß die eigene Herkunft und eigene nationale Strukturen in einer zerfallenden und konfliktträchtigen multiethnischen Gesellschaft identitätsstiftend sind. Als Burschenschafter wissen sie sich dabei als Teil einer bundesweiten und generationenübergreifenden Bewegung.

Infolge der 68er Kulturrevolution wurden die Universitäten bis zur Unkenntlichkeit verändert. Die bis dahin starke Stellung der studentischen Korporationen an den Universitäten wurde geschwächt. Doch ein Gegentrend hat bereits eingesetzt. In den letzten Jahren bekennen immer mehr ehemalige Protagonisten der 68er Bewegung, daß sie sich auf einem Irrweg befunden haben. Hatte die politische Linke noch vor zehn Jahren die geistige Hegemonie an den Hochschulen und in der veröffentlichten Meinung, so hat sich heute in allen Bereichen der Neolioberalismus durchgesetzt. Sowohl unter den Studenten als auch unter den Dozenten fristen heute linke Ideologen ein - teils belächeltes, teils bemitleidetes - Schattendasein. Nach ihrem Marsch durch die Institutionen treten sie nun in den Ruhestand. Sie hinterlassen geistige Leere. Mit dem offensichtlichen Scheitern der 68er und der Ideologie des Multikulturalismus haben sie keine Zukunftsentwürfe mehr, die in der Öffentlichkeit Widerhall finden. Da die letzten linken Ideologen keinen Einfluß mehr auf die wirkliche Politik haben, kommt es zu Ersatzhandlungen. In diesem Zusammenhang ist auch das Geplänkel der Jungsozialisten gegenüber den Studentenverbindungen zu sehen. Zwar nerven sie die SPD nur, doch an für die Politik so unwichtigen Fragen dürfen sie sich abarbeiten. Die Jungsozialisten können die Politik des Sozialabbaus, die die Regierung und ihre eigene Partei umsetzen, nicht verhindern. Um sie ruhigzustellen, läßt man sie ihr Mütchen auf ideologischen Spielwiesen wie dem "Kampf gegen rechts" kühlen.

Wie dargestellt, sind die Zukunftsaussichten solcher Studentenverbindungen, die ein klares Profil haben, nicht schlecht. Es lohnt sich für deutschbewußte Studenten, sich einer solchen Verbindung anzuschließen und mit ihren Mitgliedern durch Studium und durchs Leben zu gehen. Studierenden Enkeln von Heimatvertriebenen kann der Eintritt in eine Korporation empfohlen werden.

Weitere Informationen und eine aktuelle Schwerpunktausgabe der Zeitschrift "Burschenschaftliche Blätter" zur Zukunft Ostdeutschlands sind erhältlich bei der Deutschen Burschenschaft, Am Zieglerberg 10, 92331 Lupburg, Telefon (0 94 92) 61 68, Fax (0 94 92) 74 49, schatzmeister@burschenschaft.de. Diese Schwerpunktausgabe enthält unter anderem Beiträge von Henning von Löwis of Menar zur wirtschaftlichen Zukunft des nördlichen Ostdeutschland, zum Modell einer Euroregion Prussia von G. Langer, zu den deutsch-polnischen Beziehungen im südlichen Ostdeutschland von René Nehring, zum Korporationsleben an der Albertina von Kurt Ulrich Bertrams und ein Interview mit Generalmajor a.D. Gerd-Helmut Komossa, dem Autor des Buches "Von Masuren an den Rhein".

Chargierte vor dem Burschenschaftsdenkmal in Eisennach auf der Göpelskuppe

 

Korporationsstudentisches Glossar

Aktivitas - Gemeinschaft der studierenden Verbindungsmitglieder. Die Aktivitas setzt sich zusammen aus den Füchsen (vorläufige Mitglieder, Anwärter), den Aktiven (Studenten mit vollen Rechten und Pflichten) und den Inaktiven. Die Inaktiven sind in der Haupt- und Schlußphase ihres Studiums, haben ihre wesentlichen Pflichten gegenüber der Aktivitas erfüllt und können sich noch stärker als zuvor auf ihr Examen vorbereiten.

Comment - Von dem französischen "comment" = "wie". Regelwerk einer Verbindung, in dem über die rein vereinsrechtliche Satzung hinausgehende Belange festgelegt sind.

Convent - Versammlung der Aktivitas, auf der das Verbindungsleben und die Veranstaltungen basisdemokratisch geregelt werden.

Couleur - Unter Couleur versteht man die äußeren Erkennungszeichen der Verbindungsstudenten. Dazu gehören Mütze (in Königsberg mit Alberte), Band und Zipfebund sowie die Verbandsnadel. Mütze, Band und Zipfe sind in den Farben der Verbindung gehalten.

Kneipe - Hochoffizielle Veranstaltung einer Korporation, auf der nach alten akademischen Bräuchen mit Gesang, Getränken und Redebeiträgen das Gemeinwesen feierlich gepflegt wird. Eine besonders feierliche Kneipe nennt man Kommers. Auch der Raum, in welchem die Verbindung feiert, wird Kneipe genannt.

Mensur - Die Mensur ist der geregelte Abstand zwischen zwei fechtenden Studenten (Paukanten). Die Paukanten sind auf der Mensur mit hieb- und stichfesten Kettenhemden oder wattierten Westen sowie Armstulpen, Hals- und Augenschutz gesichert. Lediglich Teile des Gesichts und Oberhauptes sind offenliegend. Die Mensur wird nur in Anwesenheit eines approbierten Arztes ausgetragen. Nicht jede Verbindung ist "schlagend".

Schläger - Studentische Fechtwaffe. Je nach Form des Handschutzes spricht man von Korb- oder Glockenschläger. Vor dem Zweiten Weltkrieg war auch der Säbel noch gebräuchlich.

Schmiß - Von einer Mensur herrührende Narbe. Intern gern auch "Studenten-ausweis" genannt.

Stürmer - Spezielle Mützenform, ähnlich den Uniformmützen der Südstaatler im Sezessionskrieg.

Wichs - Festanzug der Chargierten, den höchsten Amtsträgern der Aktivitas. Meist bestehend aus Pekesche (in Königsberg Frack), Schärpe, Stulphandschuhe, Kanonenstiefel sowie einer Kopfbedeckung, meist ein sogenanntes Cerevies.

Zipf - Unter Zipf, oft auch Zipfel genannt, versteht man einen Schmuckanhänger aus Couleurband und Schieber mit Zirkel und Widmung. Bier-, Wein- und Sektzipfe sind von unterschiedlicher Größe. Bierzipfe sind für Leibfüchse, Weinzipfe für Bundes- und Farbenbrüder, Sektzipfe für Couleurdamen bestimmt.

Zirkel - Symbol einer Verbindung, das sich meistens aus dem Anfangsbuchstaben des Verbindungsnamens sowie den Buchstaben v, c und f zusammensetzt. Letztere drei Buchstaben stehen für "vivat, crescat, floreat" (lebe, wachse, gedeihe). Andere Deutung: "vivat circulus fratrorum" (es lebe der Kreis der Brüder).
 
     
     
 
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